Da ist er wieder, der Troll der eigentlich keiner ist, der Mann, der angeblich 13 Zehen hat und der sich Wölfe als Haustiere hält. Oder etwa doch nicht? Drei Jahre nach seinem letzten Album "The Smell Of Rain" steht Mortiis wieder auf der Matte und präsentiert der Welt seinen nächsten Opus "The Grudge". Wer genauer hinschaut, kann auf dem Cover die Zeile "Era 3" erkennen, was dem Fan sofort klar macht: Mortiis hat mal wieder einiges an seiner Musik umgekrempelt. Schon bei seiner letzten Platte fühlten sich einige Fans auf den Schlips getreten, weil der Norweger auf einmal eine etwas härtere Gangart angeschlagen hatte. Genau diese Fans können sich wieder auf etwas gefasst machen, denn mit "The Grudge" geht Mortiis in die nächste Runde. War "The Smell Of Rain" trotz mehr Gitarren und teils härteren Beats noch sehr düster gehalten, geht "The Grudge" einen Schritt weiter. In dem Künstler Mortiis scheint sich in den letzten Jahren eine Menge Frust angesammelt zu haben, der er nun Luft machen muss. Das neue Album ist um einiges aggressiver als sein Vorgänger, die Gitarren sind mehr und mehr auf dem Vormarsch und dennoch bleiben die elektronischen Elemente nicht auf der Strecke. Wie auf dem letzten Longplayer steht Mortiis wieder selbst am Mikro, teilweise von weiblichen Vocals unterstützt. Sein Gesang bleibt nach wie vor Geschmacksache, denn manchmal scheint ihm bei so manchem Schrei die Luft auszugehen. Dafür reizt er um so mehr seinen musikalischen Wirkungsbereich aus. Das ruhige "The Loneliest Thing" zeigt Mortiis von seiner sanften Seite. Die Gitarren treten hier zwar nicht ganz in den Hintergrund und werden sogar gegen Ende des Tracks immer anmaßender, aber dennoch spielen hier die elektronischen Spielereien eindeutig die Hauptrolle. Ganz im Gegensatz dazu ballert "Gibber" als wahrer Gitarren-Industrial-Kracher aus allen Kanonen. Ministry lassen grüßen. Einer der besten Songs ist "Twist The Knife", das endlich wieder ein wenig finsterer wird und am emotionalsten klingt. Natürlich sei auch der Titelsong "The Grudge" an dieser Stelle nicht vergessen, zu dem die Band obendrein ein Video gedreht hat. Er schlägt noch am ehesten die Brücke zu "The Smell Of Rain", da sich hier Gitarren und Düsterelektro die Waage halten. Man kann Mortiis dazu gratulieren, dass er trotz aller Einwände und Bedenken seinen Kopf durchgesetzt hat und konsequent sein Ziel verfolgt. Ob seine musikalische Weiterentwicklung jedermanns Sache ist, muss sich noch zeigen. Manchmal erinnern seine Kompositionen zu sehr an andere bekannte Acts, aber das kann auch reiner Zufall sein und hängt vom Betrachter bzw. Hörer ab. Dann warten wir mal ab, was Era 4 bringt.