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Morrissey - 25Live
‘Last night I dreamt that somebody loved me, no hope, no harm, just another false alarm...’ Wer ist Morrissey? Lichtgestalt oder einfach ein eingebildeter, alter Sack, der gerne mal über seine Kollegen herzieht? Beide Antworten wird man bekommen, wenn man fragt, aber nur wenig zwischen den beiden Extremen. Fakt ist, dass Morrissey sich vom jugendlichen, dicklichen Außenseiter zur umjubelten und angebeteten Ikone im weißen Mafia-Suit entwickelt hat. …und das weiß er nur zu gut, nur ZU gut! Fünfundzwanzig mal mehr, mal weniger erfolgreiche Solo-Jahre hat er nach den Smiths nun auch schon auf dem Buckel, Anlass genug eine neue DVD auf den Markt zu bringen, die ein Live-Konzert in für Morrissey-Verhältnissen intimer Atmosphäre von 1800 Zuschauern dokumentiert. An der Hollywood High School fand es am zweiten März dieses Jahr statt, kurz bevor der Rest der US-Tour krankheitsbedingt abgesagt wurde. Ein Meilenstein der Musikgeschichte? Leider nein, unterhaltsam aber auf jeden Fall. Morrissey präsentiert einen Querschnitt seines inzwischen beachtlichen Back-Catalogs und vergisst dabei auch nicht die schönen Zeiten, in denen er mit einem Strauß Rosen in der Gesäßtasche mit Johnny Marr Top of The Pops unsicher machte. Ein paar Smiths Songs dürfen es schon sein, das ist ok. Schön ist, dass 25Live keine Best-Of Tour geworden ist, sondern eine Auswahl der Songs, die Morrissey anscheinend persönlich am Herzen liegen. Natürlich sind viele davon eben doch Singles gewesen, aber die Klischee-Setlist wurde definitiv clever umschifft. ‚Still Ill‘ zum Beispiel knallt beachtlich, während ‚Please, please, please let me get what I want’ so wunderschön vor Melancholie trieft. Die bis auf Boz Boorer recht junge Band bringt dabei neue Wendungen in die Songs, die gefallen können, jedoch nicht allgemein auf Zustimmung stoßen werden. Eine große Bühnenshow/Deko gibt es nicht, wer braucht die auch wenn Morrissey bei ‚Meat Is Murder’ in blutrotes Licht getaucht auf dem Boden kniet und seinem Vagetariertum obsessiv huldigt. Dabei sucht der Gott der gebrochenen Seelen immer wieder den Kontakt zum Publikum, mal sympathisch, dann wieder zum Femdschämen, wenn das Mikro zum dritten Mal an einen aufgeregten Fan geht, der tief berührt erzählt dass Morrissey das Leben von ihr UND das ihrer Kinder doch erst vollständig gemacht hätte. Das geht wenn überhaupt genau einmal und eben nicht in Folge! ‘And when you try to break my spirit it won’t work, because there’s nothing left to break’ Auf die Knie Falle ich vor Morrissey, dass er ‚Speedway’ zum Besten gegeben hat, denn ‚Speedway’ ist einer der Songs, der die Wahrheit in großen Dosen weitergibt und das musikalisch ohne jeden Makel. Die Strophen etwas ruhiger als im Original dargeboten stehen dem Lied hervorragend! Schließlich kommt doch ‚Everyday Is Like Sunday’ zum Zuge und macht Morrissey doch wieder irgendwie berechenbar. Was soll’s, wenn es nicht gekommen wäre, die Gemeinde hätte im Nachgang noch mehr ge’moz’t. Mit vier eher unspektakulären Studio-Session-Tracks und einem Behind-The-Scenes Video sind die Extras eher spärlich ausgefallen. ‘And I am hated for loving, I am haunted for wanting’ An sich ein unterhaltsamer und zugleich eher ernüchternder Release, trotzdem eine DVD die mich neun Jahre nach dem letzten offiziellen Live-Mitschnitt erfreut. Am I hated for loving this, liebe Leser? Wenn dem so sein sollte, who cares, denn letztendlich haben die Fans im Film ja dann doch recht, denn Morrissey hat auch mein Leben begleitet, irgendwie…