Nein, ich werde einen Teufel tun, in die Lobhudelei der Presse-Info einzustimmen und in gekünstelter Ekstase die Stimme von MONO INC. - Frontmann Miky Mono zu preisen. Wie man von Instrumentalisten, die es zu CD-Veröffentlichungen bringen wollen, erwartet, daß die der Bedienung ihrer Instrumente mächtig sind, so kann man wohl auch von einem Sänger erwarten, daß er stimmlich und technisch in der Lage ist, über die Länge einer CD hinweg Akzente zu setzen; schließlich und endlich darf das talentlose Gequieke der derzeitigen Pop-Szene nicht als musikalischer Maßstab betrachtet werden. Diesbezüglich läßt die Performance von Mr. Mono auf "head under water", dem Erstling der Hamburger Formation MONO INC., glücklicherweise nichts zu wünschen übrig: Irgendwo zwischen Andrew Eldritch, Taneli Jarva, Jyrki 69 und (um bewußt etwas hochzugreifen) Jim Morrison schafft es der Schreihals mit der blonden Stoppelfrisur über die gesamten zwölf Songs des Albums hinweg, die Stimmung der Songs zu transportieren, sowohl aggressivere als auch ruhigere Parts auf einem recht abwechslungsreichen Werk überzeugend darzubieten und auch die bisweilen ausgesprochen düsteren, schweren Lyrics des Vierers in der Musik angemessener Weise zu vertonen. Die Musik, die unter dem Gesang liegt, kann man guten Gewissens als Dark Rock bezeichnen: An Dunkelheit, gleichermaßen in Lyrics wie "the hole", "pain machine" oder "euthanasia" wie auch in Melodien, Electronic-Passagen und überhaupt der grundsätzlichen Stimmung der Scheibe, herrscht kein Mangel, und, darüber hinaus, rocken sich MONO INC. durchaus überzeugend durch die reichliche Dreiviertelstunde von "head under water". Dabei fällt auf, daß Songwriting, Arrangements, Melodieführungen und Rhythmen für Rock-Verhältnisse ausgesprochen originell sind, die Band auch nicht vor gewagteren Ideen (wie den Rap-Einlagen bei "looking back") zurückschreckt und man sich insgesamt die zwölf Songs dieser Veröffentlichung am Stück geben kann, ohne daß Ermüdungserscheinungen hörbar werden. Wer also zwischen den Werken von Bands wie The 69 Eyes, The Black League oder den Sisters of Mercy noch Platz im CD-Regal hat, der könnte diesen mit "head under water" durchaus angemessen füllen. Zum Antesten der Platte bieten insbesondere der krachige Opener "burn me", das schwer-schleppende "the hole", "superman" (mit beeindruckendem Klavier-Intro) und "my sorrow" ein gutes Bild von dem, was den interessierten Hörer musikalisch auf der Scheibe erwartet. Von mir gibt's fünf von sechs Pünktchen für einen beeindruckenden, zudem erstklassig produzierten Einstand, an dem mich lediglich das wenig stimmungsvolle Cover, Marke "posende Band", etwas stört, aber das können MONO INC. auf dem nächsten Album sicher auch noch verbessern. Trotzdem gut.