Es ist schon verrückt: Während die Supermärkte bereits Lebkuchen in die Regale räumen (ich drehe noch durch) und wir uns fragen, ob wir den Sommer überhaupt richtig mitbekommen haben, servieren uns 'Mother Motor' schon einmal das, was man wirklich braucht, um durch die dunkle Jahreszeit zu kommen – ein elektronisches Monster namens „Night Shark“. Keine Sorge: Hier wird niemand von einem Raubfisch gebissen, höchstens von einer gewaltigen Bassline. Das Album macht dann auch keine halben Sachen und schickt uns direkt in einen imaginären Club, in dem die Lichter flackern, die Nebelmaschine hustet und man plötzlich merkt, dass man den letzten Drink besser ausgelassen hätte.
„Night Shark“ ist ein Werk über das nächtliche Theater, in dem wir uns alle bewegen: rausgehen, gesehen werden, Blicke einfangen und sich dabei fragen, was echt ist und was nur Projektion. Harald Schoger hat dafür seine Vocals so weit runtergedreht, dass sie wie kurze Signale wirken – mehr Kryptogramme als Lyrics. Dadurch bleibt jede Menge Platz für Interpretationen, was bei elektronischer Musik ohnehin die halbe Magie ist.
Und weil Harald weiß, dass die Augen genauso feiern wollen wie die Ohren, hat er fast jedem Song ein Video spendiert – man könnte meinen, YouTube sei zum Nebenlabel geworden. Wer es druckvoll mag, landet sofort bei „Burn!“ und „Groove Defeat One“, während „Don’t Talk – Just Dance!“ gleich das Motto für die nächste Samstagnacht liefert. Grenzen zwischen EBM und EDM? Gibt’s nicht mehr – die Stile sind zu einer tanzbaren Masse verschmolzen, bei der man gar nicht anders kann, als mit dem Kopf zu nicken. Besonders spannend ist, dass sich zwischen die treibenden Beats auch eine Ballade geschlichen hat: „Counting Stars & Chasing Clouds“. Herzschmerz, Sehnsucht, Zurückweisung – eigentlich komplett fehl am Platz, und trotzdem funktioniert es, weil Harald genau weiß, wie man Gefühle in Synths gießt. DJ Johann Rückel hat mit „Humans“ zudem ein nostalgisches Schmankerl beigesteuert, das klingt, als hätte man die Diskokugel der 80er noch einmal angeworfen.
Richtig emotional wird es beim Rework von „Ich“. Der Track, ursprünglich aus Haralds 'Das Kombinat'-Zeiten, war schon damals ein Szene-Hit und wird hier zu einer Hommage an den viel zu früh verstorbenen Sil. Ein stiller Moment inmitten des elektronischen Feuerwerks – und ein Beweis dafür, dass „Night Shark“ mehr ist als nur Clubfutter. Mit 13 Songs, die von hämmernden Grooves bis zu melancholischen Klanglandschaften reichen, ist das Album wie ein nächtlicher Streifzug durch die Clubs einer Stadt, die nie schläft – ein bisschen verrückt, ein bisschen exzessiv, aber garantiert unvergesslich.
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Mit Vollgas auf den Dancefloor: Night Shark von Mother Motor

Das Ich – Brutus: Verrat als schönste Form der Zuneigung

Der Name Brutus hat schon mehr Karrieren beendet als jede Steuerfahndung. Seit über zwei Jahrtausende gilt er als Synonym für den ultimativen Verrat – man könnte fast meinen, er sei der erste Influencer für politische Messerstechereien gewesen. Nun greifen 'Das Ich' diesen Archetyp auf und verwandeln ihn in eine Single, die den Dolchstoß mitten ins Herz der Neuen Deutschen Todeskunst setzt. Wer bei Brutus an angestaubten Geschichtsunterricht denkt, irrt: hier lodert ein musikalisches Feuer, das Cäsars Untergang direkt in die Clubs der Jetztzeit katapultiert.„Es ist so schön an deinem Herz, es ...