Manche Bands machen einfach Musik. Pink Panther Project hingegen bauen musikalische Irrenanstalten mit integriertem Spiegelkabinett – und auf ihrem neuen Album Clinics And Models darf man sich gleich freiwillig einweisen lassen. Es wartet eine Zehnerpackung Electro Industrial mit Nebenwirkungen: rhythmische Störungen, Denkprozesse, Kontrollverlust – und ziemlich viel Lust auf Repeat. Schon der Einstieg „Under The Ash“ wirkt wie ein klinisch getesteter Albtraum mit Ohrwurm-Garantie. Eine kalt glänzende Electro-Ballade mit Refrain-Effektstärke 12 – das ist keine Musik für den Nebenbei-Modus, das ist Seelenmassage mit Schocktherapie. Die Londoner klingen dabei noch fokussierter, bissiger und vielschichtiger als auf ihrem Debüt, ohne ihre technoiden Wurzeln zu verleugnen. Zwischen Sample-Skalpellen und Oldfield’schen Soundgespenstern schimmert ein Album, das gleichermaßen für Tanzflächen und Denkstuben komponiert scheint.
„Burn This Deep“ behandelt digitale Abhängigkeit – und das mit mehr Taktgefühl als jeder Influencer. „The Black Bloc Song“ und „Soldaten“ wiederum marschieren inhaltlich Richtung Sozialkritik, politisch klar positioniert, musikalisch knackig umgesetzt. Wer sich je gefragt hat, wie ein Antikriegslied im EBM-Gewand klingt, bekommt hier die Ohrfeige mit Kickdrum. Ein Highlight für Freunde der gepflegten Ironie ist das groovige „Read, Repeat, Forget“, das funktionalen Analphabetismus im Takt zerlegt – und zwar so tanzbar, dass man die Botschaft erst beim dritten Durchlauf wirklich versteht. Auf der zweiten Albumhälfte wird’s dann experimentell: „Open A Clinic In Japan“ halluziniert sich durch orientalische Soundlandschaften wie ein Cyberpunk-Mönch auf Ayahuasca, während „The Worm“ alles zerschlägt, was noch steht.
„Après-midi Paranoïaque“ ist schließlich das, was passiert, wenn jemand französischen Chanson durch einen absurden Synthesizer jagt – verstörend charmant, ganz ohne Baguette. Mit „Your Feet“ gibt’s kurz einen Gang runter, bevor das Finale „Black Pink Panthers“ nochmals in die Kerbe aus Erotik, Düsternis und digitalem Delirium schlägt. Nur 500 Exemplare dieser CD werden veröffentlicht – was nicht nur Sammlerherzen, sondern auch die innere Paranoia kitzeln dürfte. Wer jetzt nicht zugreift, riskiert nicht nur ein verpasstes Album, sondern möglicherweise auch einen ernsthaften Realitätsverlust.
Fazit: Clinics And Models ist kein simples Electro-Album. Es ist eine musikalische Fallstudie mit Beat und Biss. Wer bei Industrial gerne ein bisschen mitdenkt, sich vom Pop nicht für dumm verkaufen lässt und der Meinung ist, dass man mit guter Musik auch Haltung zeigen darf – der ist hier genau richtig eingeliefert.
Mit „Clinics And Models“ eröffnen Pink Panther Project ihre eigene Elektropsychiatrie
Fields Of The Nephilim remastered: Burning The Fields & Returning To Gehenna kehren zurück
Manchmal lohnt es sich einfach zu warten. Und manchmal dauert das Warten einfach über zwei Jahrzehnte – aber dann rummst’s mal so richtig: Fields Of The Nephilim kehren zurück in die Schatten der frühen 80er, allerdings nicht mit neuer Musik, sondern mit einer liebevoll aufbereiteten Neuveröffentlichung ihrer allerersten Werke. Burning The Fields aus dem Jahr 1985 und Returning To Gehenna aus dem Jahr 1986 waren lange Zeit wie geheimnisvolle Artefakte aus der Urzeit des Gothic Rock – nun sind sie wieder da, remastered, ergänzt, erweitert und bereit, ihren Rauch erneut über die Felder zu schick...
Klartraum trifft Albtraum: Your Dreams von BUOS liefert düsteren Synthwave fürs Kopfkino
Hin und wieder fühlt sich die Realität an wie ein durchgenudelter VHS-Traum aus den 80ern – und genau das fängt BUOS auf dem Release 'Your Dreams' perfekt ein. Am 13. Juni 2025 erschien das neue Album, das sich tief durch die neongefärbten Schleifen des Unterbewusstseins tastet. Zwischen glitzernden Synthflächen, kühlen Beats und flirrenden Arpeggios zieht BUOS eine klangliche Linie von Lucid Dreaming bis zum eiskalten Albtraum – Synthwave mit Tiefgang, ohne Kitsch, aber mit ordentlich Stil.BUOS hat dabei keine Lust auf Retro-Show – auch wenn hier viele Referenzen an die große Zeit der Synths ...