Es gibt so Bands, die erfinden sich jedes Mal neu. Kaum hat man neue Fans gesammelt, haut man ihnen mal so eben einen komplett neuen Stil an den Kopf – Friss oder stirb. So kann man es machen, muss es aber nicht. Wundern sollte man sich dann aber nicht, wenn die Fans irgendwann sich konstanteren Bands zuwenden. Im Falle von Misery Speaks aus Münster sieht die Sache aber anders aus. Stetig hat sich die Band weiter entwickelt und über die Jahre eine ordentliche Fanschar hinter sich versammelt. Ihr selbstbetiteltes Debüt im Sommer 2006 verschaffte ihnen später einen Vertrag bei Drakkar und das folgende „Catalogue Of Carnage“ (ein Feuerwerk an schwedisch angehauchten Death Metal) sammelte positive Kritiken, wie Mambo Kurt Waldpilze. Doch dann der Schock: Beim With Full Force 2008 blickte mir ein neuer Sänger in die Kamera. Ein Hippie mit Iron Maiden-Shirt. Der neue Fronter entpuppte sich als Przemek Golomb und machte seine Sache ausgezeichnet. Nachdem die Feuertaufe überstanden war, ging es wieder ins Studio um am dritten Werk zu basteln. Man wechselte das Studio und zog nach Schweden um „Disciples Of Doom“ unter der Aufsicht von Jonas Kjellgren (Sonic Syndicate, Scar Symmetry...) einzuhämmern. Doch wer auf eine Wiederholung von „Catalogue Of Carnage“ hoffte, wird sich wundern. Der Rockfaktor wurde um einige Grade erhöht. Grooviger als in der Vergangenheit kommt das Album aus der Ecke. Zwar hat man damit ein wenig an Profil gewonnen (und erfolgreich Entombed „kopiert“), aber beim ersten Durchlauf will noch kein Song so richtig zünden. Hier müssen mehrere Rotationen her. Und siehe da – nach einiger Zeit geht hier doch einiges. Ein Stück wie „A Road Less Travelled“ entfaltet sich zwar erst nach einiger Zeit, will dann aber aus dem Player gar nicht mehr raus. Death n’ Roll kann man diese Mischung nennen, die sich jedoch ab und an noch ein wenig ausschließt. Die größte Überraschung ist aber, dass man gerade beim Song „Black Garden “ Richtung Südstaaten der USA schielt und uns Highway-Feeling verabreicht. Wenn man sich vorstellt, dass dieser Song die Richtung für die Zukunft der Band vorgeben kann, bin ich mir sicher, dass wir von den Münsteranern noch eine Menge hören werden. Mut wird belohnt und wenn auch noch nicht alles hundertprozentig greift, so kann man den Jungs nur gratulieren. Viele „moderne“ Bands setzen auf die sichere Karte – ohne zu merken, dass die Fans nicht zum tausendsten Mal den gleichen Mist hören wollen (ich denk da mal an diverse Metalcore-Bands). Misery Speaks zeigen wie es gehen kann. Ihnen gehört die Zukunft!