Ministry und kein Ende! Schön wär’s. Man wird das Gefühl nicht los, dass das kopflose Huhn schon sehr lange weitergackert und in schöner Regelmäßigkeit noch Eier legt. So traurig, wie die Fangemeinde nach der Bekanntgabe des letzten regulären Albums „The Last Sucker“ war, so verwundert muss sie sich die Augen wischen, wie oft noch versucht werden soll, mit den Überresten einer Legende, Geld zu scheffeln. Zunächst ein Coveralbum, dann ein vor allem durch Ministry beworbener Soundtrack zum Film „Wicked Lake“ – jetzt das obligatorische Live-Album zur letzten Tour. Über Sinn oder Unsinn lässt sich natürlich herrlich streiten. Aber wie würde Al Jourgensen es sagen: „Let’s Go“! Oder was würde George W. Bush sagen: „I want yer money“. Möglicherweise trifft es im Jahre 2009 andersrum eher den Punkt. Mit „Adios . . . Putas Madres“ veröffentlich die Pioniere des Industrial-Metals ihr viertes Live-Album. Statt auf einen Abend, und die damit verbundene echte Live-Atmosphäre zu setzen, schneidet man lieber Tracks aus Serbien, Warschau, Los Angels, Chicago, Deutschland, der Tschechischen Republik und Slowenien zusammen. Dadurch bleibt die Lebendigkeit eines kompletten Konzertes natürlich auf der Strecke. Die Setlist ist jedem Besucher der Abschlusstour wohlbekannt und bietet einen guten Überblick über die letzten Aktivitäten der Band. Klassiker wie „N.W.O.“ oder „Just One Fix“ fehlen leider, sind aber auf den älteren Live-Scheiben wie „Sphinctour“ enthalten. So werden uns vorwiegend Songs von „The Last Sucker“ und „Rio Grand Blood“ um die Ohren gehauen. An sich eine gute Sache, wenn man wenigstens eine gute Soundqualität geliefert bekommen würde. Doch schon nach dem ersten Durchlauf nimmt man sich lieber die Originale. Da eh keine Verbindung zum Publikum aufgebaut wird und man das Gefühl hat, dass die Hälfte der Musik vom Band kommt, stellt man „Adios . . . Putas Madres“ rasch wieder zurück in den Schrank. Wer von Ministry alles braucht, wird auch an „Adios...Putas Madres“ nicht vorbeikommen. Wer etwas warten kann, der sollte sich lieber bis Mai gedulden, denn dann erscheint unter gleichem Namen, die dazugehörige Live-DVD.