Ja, es ist soweit. Der Moment, in dem man beim Headbangen mehr an seine Nackenmuskulatur als an die Musik denkt. Der Moment, in dem ein Konzertbesuch nicht nur Ekstase bedeutet, sondern auch mindestens drei Tage Regeneration inklusive Wärmepflaster und „Ich sollte mal früher ins Bett gehen“-Vorsätzen. Genau diesem Gefühl haben Menschenwahn nun eine offizielle Hymne gewidmet: „Ich Bin Alt“ – der neueste Industrial Metal/Rock-Banger, der zeigt, dass musikalische Härte und Altersweisheit sich keineswegs ausschließen.

Aber Moment mal, wer war noch mal Menschenwahn? Die Band hat eine durchaus bewegte Vergangenheit. 2006 als musikalischer Spielplatz dreier Freunde gegründet, wuchs das Projekt zunächst aus einem Haufen unstrukturierter Ideen, Riffs und Soundschnipsel – gesammelt in einem legendären Ordner namens „Menschenwahn“. Klingt chaotisch? War es vermutlich auch. Doch daraus entstanden mit der Zeit experimentelle Tracks, Coverversionen und schließlich eine Zusammenarbeit mit der kurzzeitig adoptierten Band Karthago, die in der Veröffentlichung der Demo-EP Meer mündete.

Und jetzt? Jetzt stehen Menschenwahn auf der Matte und konfrontieren uns mit der bitteren Realität: Wir werden nicht jünger, aber lauter! „Ich Bin Alt“ haut mit treibenden Industrial-Gitarren, stampfenden Rhythmen und einer gehörigen Portion Selbstironie voll rein. Ein Soundtrack für all jene, die sich nach einem Festivalbesuch eher in die Badewanne als in die nächste Afterparty schleppen. Ein Lied für alle, die beim Headbangen nicht nur an die Musik, sondern auch an ihren Rücken denken. Ein Track für die, die wissen, dass früher nicht alles besser war – aber die Erholung definitiv schneller ging. Menschenwahn sind zurück – mit mehr Erfahrung, vielleicht etwas weniger Haaren, aber garantiert immer noch genug Wut und Wumms im Sound. Wer den Soundtrack zum gepflegten Midlife-Headbangen sucht, sollte hier dringend reinhören!