May-Fly ist das Projekt von Torsten Vogler aus Tübingen. Bekannt ist dem einen oder anderen das Stück „Ich will tanzen“, das bereits in einigen Clubs zum, welch Überraschung, Tanzen anregte und eben auch richtungsweisend den musikalischen Stil Voglers vermittelt: Dark-Elektro gepaart mit EBM- und Industrialhappen; eingestreut werden Sprachsamples oder verzerrten Vocals. Seit einiger Zeit ist nun das Debüt auf dem Markt, das für eine Eigenproduktion doch durch einige auffällig gute Songs überrascht. Beim ersten Durchhören wird schnell klar, daß durchweg alle Stücke auf die Tanzfläche abzielen. Treibende Beats lassen einen mitwippen, und Songs wie „Outbreak“, „Which God“ und „Raper“ im Remix von Acylum sind nach mehrmaligem Hören als meine Highlights auszumachen. Das sind aber gerade mal drei aus fünfzehn. Und hier tut sich auch die Schwierigkeit mit dem Debüt auf: es ist irgendwie ganz nett, aber auch nicht so richtig. Das liegt in erster Linie daran, daß man das Gefühl hat, man kennt die Songs schon. Anfangssequenzen oder Mittelteile erinnern unwillkürlich an Wumpscut, Feindflug oder ähnliche Heroen. Und dann, ja dann kommt nicht so richtig was. Ich vermisse den „Kick“ der einzelnen Songs, der noch mal einen draufsetzt und ein „May-Fly“-Merkmal hinterläßt, unverkennbar, unverwechselbar. Hinzu kommt, daß die Songs sehr lang sind; lediglich zwei sind um die drei Minuten lang. Es geht oft nur schleppend los, Intros von rund zwei Minuten, da skip ich lieber weiter. Auch die Extras in Form von Remixen von Wynardtage, La Magra und Cyber Whore können am Gesamtbild nicht mehr viel ändern. Unterm Strich vermag „May-Fly“ (mich) nicht zu überzeugen. Schade eigentlich, läßt sich doch erkennen, daß hier noch eine Menge Potential schlummert. Hoffen wir also, daß MAY-FLY seinem Namen nicht gerecht wird (Mayflies sind recht kurzlebige Tierchen) und schauen mal, was das nächste Album mit sich bringt.