Seit 2008 wirkt der Schwede Nachtzeit unter dem Banner Lustre und eine Masse lieblich atmosphärischer Klänge, die gerade noch das Feld des Bleack Metal berühren, sind die Folge. Ich kann wenig Schlechtes berichten, jedoch ist Lustre für mich ein Projekt, das weniger aufgrund seiner musikalischen Qualitäten bekannt ist. Vielmehr erfüllen die meist überlangen und beeindruckend monotonen Stücke die Hörenden wahrscheinlich mit einem Überfluss an lieblichem Seelenfrieden, den sie als Ausgleich brauchen, um vom Alltag oder ihrer eigendlichen Passion, der menschenverachtenden Untergrundmusik, zu entfliehen. Lustre sind näher an Wahlgesängen und Meditations-CDs als an wirklichen musikalischen Werken und damit ist nichts falsch. In meinen Ohren hätte Nachtzeit aber gut daran getan, nur ein Zehntel der Alben herauszubringen, diese aber etwas feiner und mühevoller umzusetzen, denn oft klangen Alben wie ‚The ashes of light‘ nur wie ein weiteres Produkt, komplett befreit von einer Seele oder Ideen.

‚Reverence‘ ist nun eine weitere EP, ein 20minütiges Stück mit allen Trademarks, die Lustre ausmachen: In den Hintergrund gemischte Riffs, dezentes und ruhiges Drumming (wahrscheinlich aus der Dose), ein dichter Keyboardklangteppich inklusive einer einfachen, aber auch eingängigen Melodie, die über die gesamte Spielzeit wiederholt wird und unverständliches Fauchen, dass neben den Gitarren im Hintergrund eher untermalend wirkt. Dieses Mal find ich die Keyboard-Melodie durchaus sehr nett (auch wenn ich sie nicht unbedingt 20 Minuten am Stück hören müsste) und der Rest ist Lustre-Standart, so, wie das Projekt eben seit Jahren unveränderlich und unbeeindruckt von der Außenwelt klingt. Solltet ihr je in eine Diskussion geraten, in der Leute über irgendwelche Bands behaupten, dass diese immer gleich klängen, dann zeigt ihnen Lustre als Messlatte für quasi identischen Sound über Jahre. Und daran kann die Beteiligung von Harakiri for the sky nicht wirklich etwas ändern...

Kann man ‚Reverence‘ empfehlen? Fans von Lustre ganz sicher. Leuten, die Lustre nicht kennen, kann diese EP reichen, um Lustre voll und ganz zu kennen – und mit diesem Track machen sie nichts falsch. Allen anderen rate ich eher zu Gråande, einem Seitenprojekt von Nachtzeit, dessen EP bald herauskommt und wesentlich mehr zu bieten hat.


Lustre - Reverence

14.04.2023 / Nordvis Productions


https://lustre.bandcamp.com/album/reverence^


Reverence