Les fragments de la nuit - ein wunderschöner Name für ein NeoKlassik Projekt. Das Debut des französischen Ensembles wartet in den Läden mit einem der schönsten Coverartworks der letzten Jahre auf, und so muss man unweigerlich zugreifen uns zumindest reinhören. NeoKlassik, meist instrumental, drei Violinen, Cello und Piano zelebrieren hinreißende Melodien, entführen den Hörer in einen Traum aus Klängen und Emotionen. Wenn dann doch einmal menschliche Töne vorkommen, dann als textlose Chöre (vorgetragen von zwei Damen) auf gleicher Ebene wie die Instrumente. Diese Aufnahmen fordern die volle Aufmerksamkeit, ein Narr, wer hier einfach nur Hintergrundgedudel vermutet. Was schnell auffält ist, daß hier anders wie bei anderen Werken aus dem Bereich NeoKlassik eine unterschwellige Bedrängung und Hektik aufgebaut wird. Kein ruhiges Schwelgen und pompösen Melodien – meist herrscht eine bedrohliche Stimmung, ein Gefühl des verfolgt werdens. Der Hörer flüchtet sich durch die Straßen einer französischen Großstadt im 18.Jahrhunderts, verfolgt von einer körperlosen Gestalt. Überall geschieht etwas, an jeder Ecke herrscht ein Gewirr und auch ein sinnlicher Reigen. Die Umsetzung ist so einfach und doch so stimmungsvoll. Les fragments de la nuit sind ein Hochgenuß, die Aufnahmen klingen verdammt gut. Die einzelnen Stücke sind ungemein abwechslungsreich und stimmungsvoll. „La ronde de les fées“ ist bedrohlich, düster und erinnert dank der Chöre ein wenig an den Orginalsoundtrack von Polanski's „Tanz der Vampire“. „Entre ciel et fer“ ist hektisch, gefährlich und zugleich ein Rausch der Sinne, die beiden Teile von „Devenons demain“ wiederum sind getragene Stücke voller Kopf-Poesie. Dann folgt „Solitude“, ein reines Pianostück, leise und zerbrechlich in seiner Melodie – der Leser merkt: kein Stück ist wie das andere und jedes Stück ist ein Erlebnis. „Musique du crépsule“ ist ein perfektes Beispiel für ein stimmungsvolles Konzept, das konsequent umgesetzt wurde in Bild und Produktion. Natürlich nur für Fans klassischer Klänge geeignet, aber dann über jeden Zweifel erhaben. Ein tolles Werk!