Es beginnt wie ein Erwachen aus einem Traum, den man gar nicht träumen wollte – und dann doch nie wieder verlassen möchte. 'Lars Leonhard' zieht mit seinem neuen Album 'Chronosphere' den Hörer in eine Welt, in der elektronische Musik nicht mehr aus Maschinen stammt, sondern selbst eine Maschine ist: atmend, denkend, unendlich präzise. Schon das Cover verrät viel – ein leuchtendes, metallisch schimmerndes Sphärenobjekt, das über einem Netzwerk aus geometrischen Linien schwebt, irgendwo zwischen Planetenmodell und Datenmatrix. Genau so klingt auch die Musik: technisch brillant, aber voller leiser Magie.
'Chronosphere' entfaltet sich wie eine Gravitation, der man sich nicht entziehen kann. Leonhard schichtet Klänge, zieht uns mit sanften Pulsen tiefer hinein und lässt alles, was außerhalb der Kopfhörer passiert, unbedeutend werden. Seine Musik ist berauschend, hypnotisch, betörend – und sie hat diesen typischen Leonhard-Moment: jene zarte Mischung aus wissenschaftlicher Präzision und melancholischer Sehnsucht. Jeder Ton wirkt berechnet und doch spontan, jeder Rhythmus wie eine Umlaufbahn, die ihren eigenen Kosmos beschreibt.
Wer sich an Leonhards frühe Veröffentlichungen auf dem Kölner Label 'BineMusic' erinnert, spürt sofort, dass 'Chronosphere' in direkter Linie daraus hervorgeht. Damals wie heute dominiert ein Stil, der Dub, Ambient und Deep Techno zu einem meditativen Klangkontinuum verschmelzen lässt. Doch wo die früheren Werke noch die Neugier eines Entdeckers trugen, strahlt 'Chronosphere' die Gelassenheit eines Reisenden aus, der das Universum längst kennt – und nun einfach nur zuhört. Die Produktion ist makellos, kristallklar, durchdacht bis in die kleinste Schwingung. Man hört, dass Leonhard nichts mehr beweisen muss – er feilt, balanciert, perfektioniert.
Und trotzdem: So faszinierend dieses Klanguniversum ist, es verlangt Geduld. Leonhard liebt die Langsamkeit – manchmal fast zu sehr. Manche Passagen dehnen sich, verweilen, lassen Zeit zerrinnen wie kosmischen Staub. Das ist wunderschön, aber auch fordernd. Wer keine Ruhe mitbringt, könnte die Erdung verlieren – wer sie hat, findet dafür das Gegenteil: einen schwerelosen Zustand zwischen Konzentration und Loslassen. 'Chronosphere' ist kein Album, das man mal einfach durchgeht. Es ist ein Album, das man betritt. Und wenn man sich darauf fokusiert, wird man reich belohnt: mit Momenten, in denen Klang zu Raum wird, und Raum zu Gefühl. Es ist Musik, die funktioniert, wenn man aufhört, sie verstehen zu wollen – Musik, die sich entfaltet, wenn man ihr Platz gibt.
Am Ende steht ein Werk, das wie sein Coverbild schimmert – kühl, kontrolliert, aber wunderschön leuchtend. 'Chronosphere' ist ein digitales Universum, das zugleich meditativ und mechanisch wirkt, ein Album für geduldige Träumer, klangverliebte Nachtschwärmer und all jene, die wissen, dass Stille manchmal der schönste Beat ist. Wer die Releases von 'BineMusic' mochte, wird sich hier sofort zuhause fühlen. Und wer es nicht kennt, bekommt mit 'Chronosphere' eine perfekte Einladung, sich auf diesen faszinierenden Orbit einzulassen.
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Lars Leonhard - Chronosphere
Panopticon - Laurentian Blue
Panopticon sind ein kleines Phänomen, kaum eine Band hat ihre Liebe zu den Appalachen und dem Genre Americana so authentisch und liebenswert eingewoben in eine harsche Musik, wie dem Black Metal. Immer wieder höre ich mir die Alben des Amerikaners A. Lunn an, nicht immer gefallen sie mir im Gesamten, aber sie haben etwas besonderes, etwas sehnsüchtiges und ehrliches. Sie kommen von Herzen und man merkt es jedem bisherigen Album an.