Ist es wirklich schon fünf Jahre her seit das letzte Land:Fire-Album "Physical : Mental : Psychological" erschien? Ja, das Herbst9-Nebenprojekt von Henry Emich und Frank Merten hat tatsächlich so lang mit neuem Material auf sich warten lassen. Und trotz der grossen Zeitspanne ist das Thema des Albums ähnlich gewählt, geht es wieder um die Auswirkungen radioaktiver Techbologien. "Physical : Mental : Psychological" beschäftigte sich mit den Auswirkungen von 'Trinity', der ersten Atombombe 1945. Land:Fires neues Album "Shortwave Transmission" steckt den Rahmen etwas anders ab und beschäftigt sich mit dem Einsatz radioaktiver Substanzen in der modernen Kriegsführung, vor allem während der Kriege im Nahen Osten gegen Ende des letzten Jahrhunderts und den daraus resultierenden Folgen. Das Duo zeichnet ein apokalyptisches Bild der Welt, das wir uns so kaum vorstellen können, waren diese Kriege doch zu weit weg oder sind schon zu lang her. Da erscheint es fast beschämend, wenn einem die Musik aus "Shortwave Transmission" gefällt. Dieses mit Sprachfetzen aus alten Aufnahmen angefüllte Inferno klingt wie der düstere Nachhall einer Menschheit, die sich selbst vernichtet hat und deren auditives Vermächtnis alles ist, was übrig geblieben ist und nun in Radiowellen transformiert durch den Äther schwebt. Eine verlorene, einsame Melodie hallt knarzend vor sich hin. Bedrohliches Donnern macht Angst, genauso wie starkes, pulsierendes Rauschen. Blubberndes und kratzendes Grollen, von hellen, metallenen Tönen begleitet und mit unkenntlich verzerrten Sprachsamples führt zu einem abrupten Ende. Land:Fires Musik hat aber auch unweigerlich schöne Momente. Trostlosigkeit und Zerstörung sind nicht allumfassend. Der Schrei eines Raubvogels zum Beispiel oder die melancholische aber spärliche Melodie in "Most People Were Silent". Dieses Album ist eine Warnung, eine Aufforderung aufzuhören, bevor uns die Radioaktivität verschlingt. "Shortwave Transmission" ist kein Soundtrack für den Weltuntergang, sondern schon eher ein Nachruf.