Nach der erfolgreichen Zusammenarbiet mit Oomph bei deren Single „Brennende Liebe“ schieben L'Âme Immortelle nun einen eigenen Longplayer nach, der auf den ungewöhnlich kurzen Namen „Gezeiten“ hört. Was sich beim Vorgänger „Als die Liebe starb“ bereits andeutete wird bei „Gezeiten“ konsequent forgeführt, nämlich eine deutlich stärkere Betonung der Gitarre, die hie und da sogar die Keyboards übertönt und einige Songs richtig rockig erscheinen läßt. Hierfür zeichnen nicht zuletzt die beiden Gastmusiker Aaron Eady (Gitarre) und Lee Morris (Drums) verantwortlich, die sich normalerweise bei Paradise Lost austoben. Diese Entwicklung wird bei eingefleischten Fans sicherlich nicht nur Zustimmung finden, meiner Meinung nach läßt diese „härtere“ Linie den nach wie vor typischen LAI-Sound jedoch wesentlich dynamischer erscheinen. Unverändert bleibt dagegen das auf allen Alben spannungsreiche Wechselspiel zwischen Sonja Kraushofers weicher Engelsstimme und Thomas Rainers hartem „Waschbrett-Organ“, welches LAI so unverwechselbar macht. Und natürlich sind zwischen den rockigeren Nummern auch wieder wunderbare Balladen wie „Ohne Dich“ oder der Titelsong „Gezeiten“ zu finden. Außerdem erwähnenswert ist das aufwendige Artwork der limitierten Erstauflage. Diesmal wird der geneigte Käufer mit gleich 2 (!) aufwendig gestalteten 16-Seiten Booklets im Digipack verwöhnt. Weniger gelungen finde ich jedoch die zwei Bonustracks, die ein bißchen lieblos angehängt wirken und nicht so recht zum Gesamtkonzept passen wollen. Trotzdem ist „Gezeiten“ ein wirklich gelungenes Werk, das einen wichtigen Entwicklungsschritt der Band darstellt.