Lacrimosa, das Projekt von Tilo Wolff, begann 1991 mit dem Album 'Angst' seine Reise in die Tiefen der Dunkelheit. Dieses Debütalbum ist mehr als nur eine Sammlung von Songs – es ist eine emotionale Reise in die Abgründe der Seele, roh und ungeschliffen, aber genau dadurch so authentisch und fesselnd. Schon beim ersten Hören von Angst wird klar, dass hier ein Künstler seine innersten Empfindungen in Musik gegossen hat, ohne Rücksicht auf Konventionen oder Erwartungen.
Das Album beginnt mit „Seele in Not“, einem minutenlangen Opus, das mich beim ersten Hören schlicht überwältigt hat. Die düsteren Orgelmelodien, die eindringlichen Synthesizer und Tilo Wolffs leicht geflüsterten Texte klingen so roh, so unverfälscht, dass es fast unangenehm ist – und doch kann man nicht aufhören zuzuhören. Man hat das Gefühl, einem schmerzvollen Geständnis zu lauschen, das gleichzeitig abstößt und fasziniert. Besonders beeindruckend ist, wie der Song es schafft, eine Atmosphäre völliger Isolation zu erzeugen, die ich selten so intensiv in Musik erlebt habe.
Auch die anderen Tracks auf dem Album sind nicht weniger eindringlich. „Requiem“ mit seinen dunklen Anklängen und den fast geisterhaften Stimmen und den Jahrmarktsamples ist ein weiteres Highlight. Es gibt Momente, in denen ich das Gefühl hatte, in eine andere Welt gezogen zu werden – eine Welt, die gleichzeitig düster und wunderschön ist. „Der Ketzer“ ist dagegen verstörender und aggressiver, fast schon provozierend in seiner Direktheit, während „Versuchung“ das Album mit einer minimalistischen und doch intensiven Note abschließt. Besonders an diesem letzten Stück wird deutlich, wie meisterhaft Tilo Wolff es versteht, Emotionen in Klang zu verwandeln, ohne dabei auf Bombast oder technische Perfektion angewiesen zu sein.
Was mich an Angst am meisten beeindruckt, ist seine Authentizität. Die rohe Produktion, die heute fast als Lo-Fi bezeichnet werden könnte, verleiht dem Album einen intimen und fast schon voyeuristischen Charakter. Man hat das Gefühl, direkt an Tilo Wolffs Gefühlen teilzuhaben, als würde man durch ein Fenster in seine Seele blicken. Für mich macht gerade diese Unmittelbarkeit den Reiz von Angst aus. Es ist keine Musik, die man einfach nebenbei hören kann, sondern ein Werk, das Aufmerksamkeit fordert und den Hörer mit seiner emotionalen Intensität konfrontiert. Natürlich könnte man kritisieren, dass die Songs manchmal repetitiv wirken, aber vollkomen egal. Ganz ehrlich gesagt: Genau das macht Angst für mich so besonders. Es ist ein zeitloses Dokument einer Phase in der Musikgeschichte, in der es noch darum ging, Emotionen ungeschönt zu präsentieren, anstatt sie glattzubügeln. Ich habe mich selten einem Album so ausgeliefert gefühlt wie diesem.
Angst ist kein Album, das jedem gefallen wird – es ist sperrig, düster, manchmal erdrückend und fordert den Hörer mit jedem Song neu heraus. Aber für diejenigen, die bereit sind, sich darauf einzulassen, bietet es eine Erfahrung, die man nicht so schnell vergisst. Für mich persönlich bleibt Angst eines der intensivsten Debütalben, die je veröffentlicht wurden, und ein Meilenstein der Gothic-Musik, der auch nach vielen Jahren nichts von seiner Kraft verloren hat.
Lacrimosa - Angst

Lacrimosa - Alles Lüge

1993 war ein Jahr voller Magie. Nein, nicht weil das Internet noch nicht nervig langsam war (erst am 30. April 1993 gab das Forschungszentrum Cern das www für alle frei) und niemand wusste, was ein TikTok ist, sondern weil zwei Giganten die Welt erblickten: der Commodore Amiga 4000 und Lacrimosas "Alles Lüge". Während die eine Hälfte der Welt in pixeligen 16-Bit-Welten versank und versuchte, Elaine Marley mit Guybrush Threepwood zu verkuppeln, gab uns Tilo Wolff den perfekten Soundtrack für all jene, die sich bei jedem "Game Over" dachten: "Ja, das bin ich, auch im echten Leben."„Alles Lüge“ i...
Phillip Boa & The Voodooclub - Helios
Selten findet man ein Album, das einen in seiner gesamten Länge in einen Bann zieht und sich dann ti