Selten findet man ein Album, das einen in seiner gesamten Länge in einen Bann zieht und sich dann tief in Gehör und Seele eingräbt, um so als ewiger Klassiker im heimischen Plattenschrank verehrt zu werden. Spätestens wenn man einigermaßen routinierte Hörgewohnheiten hat, alle Perlen längst entdeckt sind und man damit anfängt „Früher war die Musik besser“-Reden zu schwingen, besinnt man sich auf die ganz persönlichen Gassenhauer. Eines dieser Forever-And-Always-Alben in meinem Schrank ist „Helios“ von Phillip Boa & The Voodooclub. Es ist nicht einmal unbedingt mein Lieblingsalbum von Boa und doch ist es ein ganz spezieller Schatz für mich, da es so charakteristisch, markant und mit unendlich vielen schönen sowie traurigen Erinnerungen verknüpft ist. Erschienen ist das Album im Jahre 1991. Phillip Boa war damals „so richtig im Kommen“, wie es so schön heißt: Kommerzielle Erfolge, Skandalinterviews mit unfähigen Journalisten und die all zu oft überbewertete „Flucht“ nach Malta. Eine aufregende Zeit. Doch dieser Trubel ist dem Album nicht anzuhören. Es ist sehr warm, verspielt und zappelig: Wie ein Sommerregen oder ein grauer warmer Tag an dessen Ende doch noch für kurze Zeit die Sonne aufgeht. Hier begegnet einem die große Melancholie in Liedern wie dem Überklassiker „And then she kissed her“, dem wunderschön schrägen „Pretty bay“ oder dem hauchzarten „Laughin moon“. Mit „Life after beeing a Zombie“ und „30 men on a dead man’s grave” beispielsweise weist “Helios” auch zwei ganz große Indie-Stampfer vor - allesamt mit dem für Boa typisch unharmonischen Gesang, den hetzenden Voodoodrums, den extaktischen Gitarren, der einzigartigen Rythmik sowie mit der kristallklaren Schmachtstimme Pia Lunds versehen. Allerdings machen alle diese Sachen das Album noch nicht zu einem Boa-Klassiker. „Laura Deathly“, „Pfirsicheisen“ oder „Galerie der Fälschungen“ sind drei Lieder, die das Album zu einem wahren BOA machen: Sie sind verkantet, verschachtelt und versteckt schön. Man muss sie sich erschließen, man muss sie sich erarbeiten, man muss sie erst missverstehen um sie später zu lieben. Zählt man all die wunderbaren Eigenschaften dieses Albums zusammen so hat man das Rezept eines wahren Klassikers. „Helios“ begleitet mich nun bereits seit einigen Jahren und ich darf sagen: Ich liebe es!