Nun schreibe ich seit über 10 Jahren für den medienkonverter und auch nach so langer Zeit landen dann und wann Promos bei mir, die mich allein durch ihren eigenwilligen Sound überraschen. Insbesondere wenn es sich um Alben aus den von mir bevorzugten Genres handelt ist dies ausgesprochen spannend. Nicht immer umwerfend, aber schön. Im letzten Jahr lernte ich die aus den Pyrenäen stammende Band Stille Volk kennen, jetzt liegt mir mit 'Le Rite' das zweite Album von La Breiche vor und damit einem Seitenprojekt des Stille Volk Musikers Patrick Lafforgue und seinem ehemaligen Bandkollegen Yan Arexis, der bis 1998 Teil von Stille Volk war. Und... La Breiche ist die Überraschung gelungen.

Stille Volk erlebte ich als ungemein authentische, wenig plakative und nicht um Aufmerksamkeit ringende Band. Ruhiger Folk, eher um die Athmosphäre bemüht, athmosphärisch dicht und dadurch mitreißend. Sie erinnerten mich auf 'Milharis' an Gaë Bolg – irgendwie aus der Zeit genommen und für sich sehr schön. Und La Breiche? Nun ja, wenn man das Hauptprojekt oder eben benannte Gaë Bolg im Kopf hat, dann stelle man sich die Stimmung vor, in der die Werke dieser Bands entstanden sein können. Und diese Stimmung ist eingefangen auf 'Le Rite' – einer Art Ambient Folk der Soundtrack zu allerlei düsteren Art House Filmen sein könnte, die im Mittelalter spielen. La Breiche, die Hexe also, wirkt nicht aggresiv, sondern eher einlullend und bedrohlich. Bereits das Intro "Incipit" lässt den Puls spürbar nach oben gehen mit diesen eher schrägen Bläsern. Das folgende Titelstück ist deutlich traditioneller aufgebaut, es gibt Perkussions, Melodien und Gesang, aber die klagende Melodie und die träge Umsetzung lässt eher eine Stimmung aufkommen als das Gefühl, einem Folk Song zu lauschen. Und so geht es dem Hörer eigentlich während der gesamten Spielzeit. Wüsst ich es nicht besser, ich würde das Album tatsächlich eher für einen Soundtrack halten, erzeugt er doch eine fesselnde Stimmung, ohne je wirklich greifbar zu sein. Die Gesänge unverständlich, träge und verhallt, die Melodien verschleppt in ihrer Langsamkeit und Unaufgeregtheit. Ein ganze Stunde traumgleicher Entrückung.

'Le Rite' funktionierte bei mir bestens, wenn ich mich von der Erwartung trennte, den angekündigten Post Folk, Post Punk oder mittelalterliche Klänge zu hören. Hier wird einfach mit folkloristischer Instrumentierung, Keyboardmelodien und einigen E-Gitarren Sounds eine fesselnde Stimmung aufgebaut und ich vermute nach einem Albumdurchlauf, dass man sich zwar nicht wirklich an einen einzigen Part erinnert, der herausragte, und doch das Gefühl haben wird, dass die Zeit nicht verschwendet war. Bei mehrmaligem Konsum im Hintergrund gefiel mit La Breiche immer mehr, in meinem Fall gerade, wenn man nebenher zeichnet, wandert oder im Garten wühlt. Als reine Kost auf Kopfhörern ohne Nebenbeschäftigung ist 'Le Rite' aber in meinen Ohren eher ungeeignet. Wie das unheimliche Wesen in so vielen düsteren Filmen ist La Breiche aus dem Augenwinkel am erfolgreichsten. Wendet man sich den Songs bewusst zu, so verpufft die bis dahin erzeugt Stimmung. Ein schöner Effekt, den ich auf diese Weise noch nie so deutlich erlebt habe.

 

La Breiche

Le Rite


 

10.07.2020

Cold Spring

 

https://coldspring.bandcamp.com/album/le-rite-csr280cd

 

01. Incipit

02. Le rite

03. Démiurge thaumaturge

04. Gæestebud

05. Exuvie

06. Senta Méra

07. Etter regnet

08. Exorcisme Apocryphe

09. Homélie Du Trépassé

10. Monastery

11. Ekklesia

12. My celestial journey