Wie fühlt es sich an, in einer riesigen Stadt der Zukunft inmitten einer unüberschaubaren Menschenmenge zu treiben und doch allein zu sein, auf der (aussichtslosen) Suche nach einem geliebten Menschen? Wie fühlt es sich an, wenn die eigene Existenz, die Einsamkeit und die unstillbare Sehnsucht zu einem Gefängnis werden, zu einem Zerrbild, und nur die Erinnerung als echte Realität bleibt? Kordan haben aus diesem Gefühl ein Album gemacht. Und was für eines. Anfang dieses Jahrtausends der musikalischen Underground-Szene in Puerto Rico entflohen, trafen sich Arthur Eisele, Elizabeth Reboyras und Gabo Rodriguez in den USA wieder, im Herzen des Big Apple, in Brooklyn. Dort gründeten sie Kordan, veröffentlichten aber erst 2009 die Demo-EP „Fantasy Nation“, das in Indie-Rock-Kreisen viel Anerkennung fand. Über ein Jahr später hatte das Trio dann sein Debüt-Album „The Longing“ über das ebenfalls in Brooklyn ansässige Label „Last Bummer Records“ veröffentlicht – ein musikalischer Trip, der ihnen nicht weniger Lorbeeren als für Ihre Demo-EP einbringen dürfte, sondern eine ganze Menge mehr .... „The Longing“ lebt und atmet Metropolenluft, ist ein wenig „Zukunftsmusik“, vibriert und pulsiert unaufhörlich. Ihre Reise führt Kordan ins hypermoderne Tokio im Jahre 2036. Eine Stadt, überfüllt und tot zugleich. Überfüllt mit Menschen, Technik, Werbung und Konsum, und tot an Emotionen und Gefühlen. Mit flirrenden Gitarren, treibenden Drums, dominierenden atmosphärischen Synthesizer-Sounds und -Effekten sowie einer sanften, weich nachhallenden Stimme zeichnen Kordan ein gloomy-düsteres Bild: Hier und da etwas aufblitzendes Licht, gleißendes Neonlicht, temporeich, rastlos, unaufhaltsam. Ihren Albumtitel „The Longing“ versteht die Band dabei programmatisch: stets getrieben von einer Sehnsucht, die einst aus den Augen verlorene geliebte Person wiederzufinden. Eine Geschichte, erzählt in elf bildhaft-metaphorisch betitelten Songs, die atemlos ineinander überzugehen scheinen, einer rasanten Autofahrt durch die Schluchten der Großstadt gleichend, ohne jedoch jemals an der den Sound beherrschenden Melancholie zu verlieren. Trotzdem vermag kein Kummer, keine Trauer aufzukommen, da Kordan in psychedelisch angehauchter, leichtfüßiger Manier durch Raum und Zeit reisen, ohne dabei jemals in gleißendes Tageslicht einzutauchen. Kordans gern als Mischung aus Electro, Shoegaze und New Wave bezeichneter Stil verzaubert und erschafft lebendige Szenen einer unwirklich erscheinenden Zukunft, die gerne Utopie bleiben darf, der aber genauso gut als Soundtrack für nächtlich lichtblitzenden Städte im Hier und Jetzt fungieren kann. Live dürfte diese im Grunde noch junge Band ein ganz besonderes Erlebnis sein. In deutschen Metropolen wurde sie bisher noch nicht gesichtet …