Culture Kultür haben 1992 als sich eher an der EBM orientierende Band begonnen, entwickelten sich aber ziemlich schnell in Richtung Future-Pop und hatte mit der EP "DNA Slaves" auch ein recht heißes Eisen im Genrefeuer. Nach einem dritten Album namens "Reborn" wurde es still um die Spanier. Bis jetzt überraschend "Spirit" das Licht der Welt erblickte. Da mir die Band immer sympathisch war, habe ich mich voller Vorfreude auf die neue CD gestürzt. Dabei habe ich allerdings nicht damit gerechnet, dass ich 2010 noch mal eine waschechte Future-Pop CD zugeschickt bekommen würde. Der so genannte Weiberelectro hatte auf mich seine Anziehungskraft nach den durchaus spannenden Anfangstagen doch relativ schnell verloren. Aus Gründen der Fairness versuche ich jetzt alle Vorbehalte beiseite zu schieben und eine möglichst objektive Kritik abzuliefern. Schon bei „Sieged“ flirrt und stampft es als stünden wir noch kurz vor der Jahrtausendwende. Erst mit „dead second“ wird dieser ausgetretene Pfad verlassen und die düstere Atmosphäre des Songs baut sich langsam auf und stimmt auf einen emotionalen Höhepunkt ein. Bleibt zu hoffen, dass es möglichst viele Hörer bis hier hin schaffen. In seinen guten Momenten klingt CK heute wie Assemblage 23 gestern („Unforgiven“). Oder beweißt Gefühl mit der Ballade „Silence“. Mit „My Voice“ oder dem ruhigen „I Found You“ klingen Culture Kultür endlich souveräner und verzichten auf aufdringliche Clubsounds und einen eintönigen Beat. Mehr davon und weniger Songs die klingen wie viele der unzähligen Bands dieses Genres in der Phase des Niedergangs, als es schwierig geworden war, die Bands oder Songs auseinander zu halten. Über die Coverversion von „Love Will Tear Us Apart“ verkneife ich mir ein Urteil. "Spirit" ist handwerklich gut gemacht. Und ohne Frage hat die Band um Sänger Salva Maine ein Händchen für Melodien und eingängige Refrains. Wer zudem noch immer ein Faible für diese Form der elektronischen Musik hat, sollte in das vierte Album des Dreiers auf jeden Fall reinhören. Ich muss aber gestehen, dass die Anzahl der Lichtblicke für mich am Ende nicht ausreicht, um zu einem positiveren Fazit zu kommen. Dies zu verschweigen wäre ebenfalls unfair.