Piano, (Retorten)Streicher, Akkordeon und ein dezentes Schlagzeugspiel, dazu sanfter aber nicht seichter französischer Gesang – eigentlich hatten mich Kentin Jivec und Miro Snejdr bereits mit dem Auftakt "communication" überzeugt. Ihr gemeinsames Kleinod 'Voir dire', das ich hiermit vorstelle, sollten sich Freunde entspannter (aber nicht anspruchsloser) akustischer Klänge trotz eher kurzer Spielzeit vormerken, da der Silberling in nicht einmal 40 Minuten genügend Kaufverpflichtungen bietet, um das Lesen abzubrechen und den Warenkorb zu füllen. Entstanden ist die CD auf neumodischem Wege: Jivec, Singer/Songwriter aus Bordeaux und verantwortlich für Gesang und (obligatorisches aber eher selten und dezent eingesetztes) Gitarrenspiel an einem Ende der Leitung, Snejdr, in London lebender Slowene und Multiinstrumentalist am anderen Ende – man schickte sich jede neu aufgenommene Spur zu und 'Voir dire' entwickelte sich Stück um Stück. Es ist ein Wunder, dass das Ergebnis ein homogenes Kunstwerk ist, Sehnsucht, Wohlgefühl, Entspannung. Das kritische Ohr erkennt natürlich den Mangel einer professionellen Abmischung, die einzelnen Spuren könnten in der Lautstärke optimaler aneinander angepasst werden und das Schlagzeug klackert ein wenig aber die Inszenierung gleicht diesen Mangel im Ohr des Wohlgesonnenen aus und es ist nun einmal ein selbstproduziertes Album. Die Stücke bieten eine abwechslungsreiche Reise durch Folk, Chanson, Pop und andere Stile: lässt sich der Hörer auf die unaufdringliche Melodieführung ein (die zusammen mit der Produktion im ersten Moment etwas kraftlos wirken kann), so kann er auf Albumlänge durchweg genießen. Textlich kann ich 'Voir dire' nicht kommentieren, da mein Französisch hierzu nicht ausreicht. Vor all dem Lob und der entgültigen Kaufempfehlung will ich noch anmerken, dass Snejdr auf dem letzten Death in June Album 'The peaceful snow' für die Pianobegleitung zuständig war – das soll nun jeder Leser für sich werten, wie er mag, 'Voir dire' erscheint mir aber ein Projekt frei von politischer Ambition (wie wahrscheinlich Death in June inzwischen selbst, deren Demontage und Zahnlosigkeit voranschreitet). Was soll man also sagen: ein sehr schönes Album – lauscht den Dokumenten auf Youtube und holt euch das Album bei Gefallen. Es ist unaufdringlich, droht in der Veröffentlichungsflut unterzugehen und hat doch mehr Daseinsberechtigung als viele Scheiben größerer Label.