Siebzehn Jahre veröffentlichen Kent inzwischen ausdrucksvollen skandinavischen Gitarrenpop. Eine Box mit dem vermeidlichen Gesamtwerk soll dem nun Rechnung tragen. Zum verhältnismäßig kleinen Preis werden alle Alben und die ‚Hjärta & Smärta EP’ zusammengepackt und mit 26 Bonustracks ins Weihnachtsgeschäft geschickt. Wie man es von Kent gewohnt ist, besticht die Aufmachung der Box, die von außen mit der abgefeuerten Knarre eher feindlich wirkt, wohingegen die einzelnen CDs in Papphüllen mit sakralen Heiligenbildern versehen in warmen Farben daherkommen. Das ursprüngliche Artwork ist bis auf die schemenhaft reduzierten Innencover verschwunden, alle Liedtexte findet man jedoch im beiliegenden Booklet, das zusätzlich eine breite Auswahl an Bandfotos enthält und einen (leider nur auf schwedisch) verfügbaren Text. Die Musik selbst klingt innovativ und lebhaft wie schon immer, das remastern hat den Originalen gut getan. Hört man die Box einmal durch, erkennt man schön die Entwicklung der Band vom eher hausgemachten Indie-Rock über die Britpop-Phase auf ‚Isola’und ‚Hagnesta Hill’ hin zu dunkleren Releases wie ‚Du & jag Doeden’ oder ‚Vapen & Ammunition’. Wohin es zukünftig geht ist eine gute Frage, schlugen Kent doch mit ‚Tillbaka till Samtiden’ einen sehr elektronischen Weg ein, der zunächst etwas irritierte, nach mehrmaligem Hören jedoch Sinn und Spass machte. Inwiefern die Bonustracks es wert sind, die Box zu kaufen, wenn man praktisch schon alle Alben besitzt, darüber lässt sich streiten. Zwar überzeugen insbesondere die späteren B-Seiten und eine Demo-Version der englischen Version von ‚Duett’, essenzielle Live-Versionen und und Neuabmischungen fehlen jedoch schmerzlich. Zu nennen wären bspw. die ‚2 Meter Session Version’ von ‚Unprofessional’, die hervorragend zu den beiden anderen Tracks dieser Live-Session gepasst hätte, die als Bonus enthalten sind oder auch die Single-Version des ewigen Klassikers ‚747’, die mit zusätzlichen Gesangsparts besticht. Insgesamt verzichtet man auf Remixes, die es über die 17 Jahre Bandgeschichte immer wieder gab. Das ist schade und hier hätte eine weitere CD ‚Mixes and Versions’ bestimmt gut getan. Die englischen Versionen der Alben ‚Isola’ und ‚Hagnesta Hill’ sowie die englische Version von ‚Kräm’ (This is how it feels like) fehlen übrigens gänzlich. Schade, denn hier unterschied sich zumindest bei 'Hagnesta Hill' das Tracklisting und es gab Extra-Songs... Insofern ist die Box zwar ihre 45 Euro auf jeden Fall wert, aber man hätte durchaus ein vollständigeres Kompendium erzeugen können, für das die Fans sicherlich gerne noch mal einen Zwanz’ger mehr auf den Ladentisch gelegt hätten.