Nach dem Zweitwerk in 2007 und diversen Singles gibt es mit ‚Intimacy’ bereits das dritte Werk von Bloc Party. Und das schon länger, denn digital veröffentlichte man ‚Intimacy’ bereits vor zwei Monaten. Anders als bei Radiohead musste jeder bezahlen, da sind die Jungs etwas geschäftstüchtiger. Holten sich Kele Okereke und Russell Lissack 2004 noch Tipps zur Gitarrenarbeit bei Robert Smith und Sting ab, glaubt man bei den ersten Songs des neuen Albums eher, dass die beiden inzwischen lieber mit den Chemical Brothers mal im Pub um die Ecke einen heben und sich erklären lassen, wie sie am besten die Regler schieben um dicke Beats zu erzeugen. Der Opener ‚Ares’ weist dann auch ganz offensichtlich strukturelle Parallelen zu ‚Setting Sun’ auf und knallt, wie man es von der Bloc Party bisher nicht kannte. ‚Knallen’ ist überhaupt das Stichwort, denn ‚Mercury’, das man schon als Single kennt, schlägt in die gleiche Kerbe um dann an den College-Rock-Track ‚Halo’ zu übergeben. Wenn auch der Fokus auf den schnellen, dynamischen Stücken liegt, sind es wieder mal die langsamen, die ganz besonders zu gefallen wissen. ‚Biko’ zeigt sie Songwriter-Qualitäten von Bloc Party und darf ohne schlechtes Gewissen als Ballade bezeichnet werden, wenn auch ab der Mitte des Tracks elektronische, dumpfe Bässe und Handclaps daran erinnern, dass man sich in der dritten Schaffensphase der Briten befindet. Ähnlich ruhig aber nicht minder gut mit Musicbox-Geklimper und weichen Synthsounds ist ‚Signs’ ein Highlight des Albums. Bei den Singles lässt man sich jedoch nicht täuschen und mit ‚Talons’ enthält die Hardcopy-Veröffentlichung einen Song, der es seinerzeit noch nicht auf den digitalen Release geschafft hatte und am ehesten an das erinnert, für das man Bloc Party auf dem ersten Album lieb gewonnen hat. Die Limited Edition enthält zwei Bonus-Tracks und man fragt sich wieder und wieder warum ‚Letter to my sun’ nicht auf dem Standard-Album enthalten ist. Ein Gitarrensolo, das Johnny Marr nicht besser hinbekommen hätte umspielt eine lockere Drumline und wird ergänzt von sphärischen, halltriefenden Sounds: wunderschön! Reine Achtziger hingegen präsentiert ‚Your Visits are getting Shorter’. Und auch hier wünscht man sich, dass der Song statt eines anderen auf dem normalen Release enthalten wäre. Wenn auch die Wave-geprägten Bloc Party noch mehr nach meinem Geschmack gewesen sind, muss man dem Quartett lassen, dass ‚Intimacy’ ein kraftvolles, interessantes Album geworden ist, mit dem man der Stagnation entkommen ist, ohne damit unglaubwürdig zu wirken. Zwar wissen nicht alle Songs endgültig zu überzeugen, man mag einen Großteil der CD jedoch mit Freude selektieren und gerne wieder und wieder hören.