Berlin, Berlin! Wir fahren nach Berlin – zu Agonoize und mit Agonoize im CD-Player! Aber immer schön auf der linken Spur, den Schuh ans Gaspedal genagelt und mit Lichthupe – und bitte die Zwangsjacke auf dem Rücken nicht vergessen zu zumachen!
Denn Agonoize wollen wir möglichst durchgedreht, krass und fies! So lässt sich denn der Hell Electro-Dreier auch auf der neuen, mit sieben Stücken bestückten E.P. wahrlich nicht lumpen. Hier wird zumeist gebolzt, geballert und gehämmert was die synthetischen Klangerzeuger vom Synthie bis zur Soundkarte so hergeben. Gefangene werden von Agonoize also wahrlich nicht genommen. Doch sie bloß als stumpfes Techno-Trio abzutun, das wäre dann aber doch mehr als fies kritisiert. Denn zum einen befindet sich mit „In deinem Grab“ nicht nur eine morbid-interessante Ballade mit vergleichsweise distinguierten Piano-Klängen unter den Tracks, die sonst eher selten unter 130 BPM nach vorne gehen. Und zum anderen haben die drei Mad Men aus der Bundeshauptstadt ihre Stücke einfach eine Spur zu intelligent und clever arrangiert und produziert.
Auch die Texte des ständig unter 1000 Volt stehenden Sängers, der noch dazu durch einen - sich permanent im roten Bereich befindenden - Verzerrer agiert, sind zu witzig-sarkastisch um als banal oder gar stumpf abgetan zu werden. Und genau dies ist wohl auch der Grund, weshalb das neue Mini-Album so viel Laune macht – und das nicht nur im Club! Denn, wie wir uns erinnern, auch im Auto nach Berlin macht der (laute) Genuss des „Extended Players“ diabolischen Spaß! Aber aufgepasst, wenn es schließlich in voller Lautstärke auf das Autobahn-Kreuz zugeht…- denn: Geister Fahren ist not killing music, but it is killing you! Bleibt schlussendlich nur noch die Frage, ob die Drei aus Berlin auch die drei aus Braunschweig von Oomph! gefragt haben, ob sie zwei ganze Textzeilen samt Melodie aus deren alten Song „Mitten ins Herz“ fast völlig unverändert für ihr eigenes Lied „A cut inside my soul“ verwenden durften? Denn genau das haben sie getan… Na ja, beide Augen seien da zugedrückt, denn so dreist wie weiland Milli Vanilli, die ja nicht einmal selbst gesungen haben, war diese Aktion ja nun bei weitem nicht.
Und den Genuss der wirklich guten E.P. stört das schon mal gar nicht. Außerdem: Milli Vanilli haben mit Agonoize so viel gemein, wie der glatt rasierte und abgewählte George Bush mit dem bärtigen und roten Karl Marx!