Manche Alben wollen gefallen. 'Everything A War' will verstanden werden. Oder zumindest gefühlt. David Judson Clemmons, der kalifornische Musiker mit Wahlheimat Brandenburg, veröffentlichte schon am 28. März 2025 ein neues Album, das wie ein stiller Aufstand gegen Oberflächlichkeit und Lärm wirkt. Und das ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Stattdessen: Tiefe. Ehrlichkeit. Und eine musikalische Sprache, die mehr sagt als tausend Hashtags.
Wer den Mann kennt – sei es aus den 90ern mit Projekten wie The Fullbliss oder aus seinen späteren Soloarbeiten – weiß: Clemmons hat nie einfache Musik gemacht. Aber immer echte. Und Everything A War reiht sich da nahtlos ein, vielleicht sogar noch ein Stück kompromissloser. Der Opener „Learn To Resist“ klingt wie ein Manifest: Streicher bauen die Spannung auf, bevor Clemmons mit klarer Stimme feststellt: „What a time to be alive, what a time to die“. Willkommen in der Realität. Was folgt, ist eine Reise durch sieben Songs voller klanglicher Details und emotionaler Schlagkraft. „No Fear, No Love, No Lie“ bohrt sich mit bitterer Ruhe ins Herz, während „The Old World Is Gone“ nicht nur ein Songtitel, sondern auch eine Bestandsaufnahme ist – mit deutlichem Pink-Floyd-Vibe und viel Wehmut. Dabei wirkt nichts überladen oder dramatisch. Alles ist genau da, wo es sein soll. Reduziert. Intensiv. Wahr.
Clemmons selbst beschreibt die Entstehung des Albums als einen bewussten Rückzug vom Tempo der Welt. Kein Fokus auf Verkaufszahlen, kein Drängen nach Aufmerksamkeit. Stattdessen: Musik als Ausdruck des Menschseins. Als Versuch, inmitten eines Kapitalismus-Karussells die Verbindung zur Erde nicht zu verlieren – und zu sich selbst. Die Idee: Wenn schon alles ein Krieg ist, dann kämpfe wenigstens mit Stil. Und mit Musik, die wärmt, statt zu spalten. Und so ist Everything A War ein Album für die, die sich noch bewegen lassen. Die zwischen all den Drones & Satellites der Gegenwart noch ein Gefühl für den Moment haben. Für Schönheit in der Dunkelheit. Und für Künstler, die nicht den bequemsten Weg gehen – sondern den ehrlichsten.
Veröffentlicht wird das Ganze über 7 People Records. Und wer Clemmons vielleicht sogar mal im Gitarrenunterricht in Brandenburg erwischt hat, kann sich jetzt doppelt freuen: Der Mann ist nicht nur ein Lehrer des Instruments, sondern auch ein Meister darin, Stimmungen in Songs zu verwandeln.
Kein Frieden, keine Lüge – nur Clemmons: Neues Album

Zybergeist lässt die schlimmsten Stimmen sprechen – und stellt sie bloß

Nein, das ist kein verspäteter Aprilscherz und auch kein KI-generiertes Meme-Mashup – das ist Vermin, der neue Track von Zybergeist, einem Projekt, das wir hier schon vor einiger Zeit vorgestellt haben – direkt aus Vermont in die Synapsen. Und was hier und heute aus den Boxen knallt, ist nicht nur mein neuer Lieblingssoundtrack zur Apokalypse, sondern auch ein bitterböses Audio-Kabarett auf Speed.Der Song verarbeitet nämlich – festhalten – Originalsamples von Donald Trump, Elon Musk und... ja, Adolf Hitler. Als hätte man ein historisch fragwürdiges Podcast-Tinder-Date vertont. Doch keine Sorge...
Lügen mit Stil: Dressed Like Boys und der melancholische Indie-Pop

Mit der neuen Single Lies gibt 'Dressed Like Boys' erneut einen tief persönlichen Einblick in das kommende Debütalbum, das am 29. August 2025 via Mayway Records erscheinen soll. Der Belgier Jelle Denturck, besser bekannt als Frontmann der Indie-Rock-Band DIRK., zeigt mit seinem Soloprojekt eine andere, verletzlichere Seite – ohne dabei auf musikalische Raffinesse zu verzichten.In Lies versetzt sich Denturck in die Perspektive eines suchtkranken Freundes – ein schweres Thema, das mit erstaunlicher Leichtigkeit musikalisch umgesetzt wird. „This bottle took my place as your only friend“, heißt es...