Wie schaffen es die Briten nur seit den Beatles die Popmusik bis heute immer wieder neu zu erfinden? Und zwar so, dass sie noch immer Spaß macht! Jedes Mal wenn ein neuer Alternative-Pop-Act von der Insel zu uns herüberschwappt denkt man: so, das muss es jetzt aber gewesen sein! Doch Jahr für Jahr werden wir eines Besseren belehrt. In 2004 werden wohl Keane den Newcomer-Award in diesem Musikgenre für sich beanspruchen können. Das Album steht seit Wochen in England an den Spitzenpositionen der Charts und auch in Deutschland steigert sich der Bekanntheitsgrad. Natürlich gemächlicher als auf der Insel – aber das kennen wir ja schon von anderen Bands. Genau aus dieser breiten Beliebtheit werden einige Neider Keane natürlich einen Strick drehen wollen. Mir doch egal! Solange die Jungs nicht mit einem Philharmonie-Orchester und dem deutschen ‚Superstar’ als Vorprogramm auf Schalke auftreten kann ich gut damit leben ;-) Keane liefern mit ‚Hopes and Fears’ elf Songs ab, die sich gewaschen haben. Mit klassischer Instrumentierung zeigen sie, dass es eben doch hauptsächlich darauf ankommt, die grundsätzlichen Zutaten richtig einzusetzen und dass der ganze modische Produktions-Schnick-Schnack oft nur nettes Beiwerk ist. Im Gegensatz zu den Britpop-Bands der letzten Jahre steht bei Keane in vielen Songs das Piano im Vordergrund und die Gitarre wird komplett verschmäht. Besonders ist die facettenreiche Stimme von Tom Chaplin zu würdigen, die jeden einzelnen Song des Longplayers einzigartig werden lässt. Die Akkordfolgen durchdacht, die Melodien pointiert und nicht vorhersehbar, kommt hier über fünfundvierzig Minuten keine Langeweile auf. Endlich mal wieder eine Platte, die einem dieses angenehm flau-melancholische Gefühl in der Magengegend vermittelt. Ihr wisst schon was ich meine... In einer Plattenkritik habe ich vor einer Woche geschrieben, dass ich beim dritten Durchhören des entsprechenden Werkes noch immer keinen Favoriten hatte. Dies trifft auch hier zu. Allerdings nicht, wie bei der anderen Platte, weil nach dem Hören nicht viel hängen blieb, sondern weil ich bei Keane keinen Song finde, der nicht vielschichtig gestaltet, gut produziert und sauber gesungen ist. Und so bekommt die CD in meinem Regal ihren wohlverdienten Platz zwischen ‚A rush of blood’ von Coldplay und The Verves ‚Urban Hymns’.