Große Ereignisse stehen bevor. Milliarden von Zuschauern werden vor dem Fernseher live dabei sein. Und ein riesiger Prozentsatz wird garantiert aus Europa stammen. Nein, kein Fußball – der Eurovision Song Contest steht vor der Tür. Doch bevor uns jetzt womöglich selbst die tolerantesten MK-Leser fragen, was uns veranlasst, dieses Thema zu betrachten, sei wieder einmal das Tellerrand-Argument genannt. Also schauen wir einfach mal, was der belgische Beitrag zum Song Contest zu leisten hat und ob damit vielleicht ein besseres Abschneiden für dieses Land zu erhoffen ist. Nach musikalischer Abstinenz im letzten Jahr meldete sich im Februar diesen Jahres Kate Ryan in ihrem Heimatland mit "Je t’adore" beim Vorentscheid eindrucksvoll zurück. Der Titel knüpft fast nahtlos an ihre Erfolge wie "Desénchantée" oder "Libertine" an, da er, wie auch viele weitere Songs ihrer beiden Alben, eine hohes Ohrwurmpotenzial besitzt. Ein straighter Beat, komplett dancefloororientiert, eingängige Melodien und ein französisch-englischer Refrain sind die Zutaten, die nicht nur eine hohe Radiotauglichkeit versprechen sondern durchaus auch Sympathiepunkte der anderen Länder einbringen könnten. Zwar ist der Titel nicht der stärkste, den Kate Ryan bisher abgeliefert hat, doch lohnt es sich, die sehr gleich klingenden drei Mixe trotzdem etwas unter der Lupe zu betrachten. Zwei ausschlaggebende Merkmale lassen sich beim "Eurovision Mix" finden. Erstens ist er im Vergleich zum "Radio Edit" eine Minute kürzer und bringt somit das Anliegen der klassisch ausgebildeteten Musikerin und Songwriterin wirksamer auf den Punkt. Und zweitens klingt das Ende nicht sanft aus sondern lässt auf ziemlich offizielle Weise schon die finale Siegerpose erahnen. Der "Extended Mix" ist logischerweise nur eine gestreckte Version des Radio-Originals, vermag aber durch seine kleinen, melodiös instrumentalen Verlängerungen keine Langeweile aufkommen zu lassen. Der housige "Dub Mix" stellt dann eher das Gegenteil dar und plätschert durch sein Dub-Ambiente für knapp sieben Minuten nur so vor sich hin. Auch wenn sich vermutlich nicht allzu viele Leser unseres Magazins zum Kauf von "Je t’adore" verleiten lassen werden, so eignet sich der Song zumindest zum Nebenbeihören, ohne dass man sich schon innerlich auf den nächsten Titel freut. Denn im Gegensatz zum massig austauschbaren Charts-Gerümpel, ist bei Kate Ryan immer ein eigener Stil erkennbar, der auch einige Erinnerungen an australische Dancepop-Produktionen aus den 80ern aufkommen lässt und dabei trotzdem sehr modern klingt. Ich tippe auf eine finale Platzierung im ersten Drittel, denn nach der aktuellen Song-Contest-CD zu urteilen sind doch einige Titel darauf zu finden, die mit ihren eingängig melodischen und zum Mittanzen bzw. -schunkeln anregenden Arrangements der Kate durchaus ernsthaft Paroli bieten können.