Wenn einem alles zu viel wird – der Lärm, die Reizüberflutung, das Internet mit seinen 38 Meinungen pro Sekunde – dann hilft manchmal nur noch eins: die Flucht. Nicht in die Südsee, sondern in eine kleine, schottische Hütte. Ohne WLAN, aber mit Gitarre. Genau dort hat Josienne Clarke ihr neues Album "Far From Nowhere" geschrieben – und mit der frisch erschienenen Single "What Do I Do" liefert sie nun den zweiten musikalischen Vorboten einer Platte, die klingt wie ein Gespräch mit sich selbst bei Kerzenschein: ehrlich, zart, aufgewühlt – und wunderschön verwirrt.
"What Do I Do" ist dabei alles andere als Hintergrundplätscherei. Clarke verlässt kurz das sonst reduzierte Klangbild des Albums und wagt sich auf rhythmisch vibrierendes Terrain – mit flirrenden Gitarren, einer dezenten Drum Machine und einem unterschwelligen Puls, der klingt wie ein innerer Monolog mit Taktgefühl. Es geht um kreative Rastlosigkeit, Mutterschaft, Beziehungsfragen – oder wie Clarke es formulieren würde: vielleicht auch alles zusammen. Die große Kunst besteht darin, keine Antworten zu geben, sondern Fragen musikalisch so zu formulieren, dass man sie nicht mehr loswird.
Das am 17. Oktober 2025 erscheinende Album "Far From Nowhere" wird von einem Kurzfilm begleitet: "Deluded" wirft einen dokumentarischen Blick auf die Entstehung des Albums – ganz ohne große Gesten, dafür mit ehrlicher Nähe. Der Film wird zunächst auf Festivals gezeigt, im Rahmen der UK-Tour präsentiert und erscheint am 30. November für alle, die gern tief in Musikprozesse eintauchen. Und ja, das Ganze ist mehr als nur ein weiteres Indie-Folk-Album. Clarke gelingt es nämlich, mit minimalistischer Instrumentierung und maximaler Emotionalität einen Raum zu schaffen, in dem ihre Stimme strahlt – nicht als Showstopper, sondern als Erzählerin. Songs wie "Tiny Bird’s Lament", "AI Love You" oder das wunderbar betitelte "The Madler Horror Story" zeigen, dass Clarke nicht nur melancholisch, sondern auch augenzwinkernd und messerscharf sein kann.
Wer Josienne Clarke schon länger verfolgt, weiß: Ihre Musik fühlt sich an wie ein stiller Spaziergang durch emotionale Trümmerlandschaften – aber mit Thermoskanne und einem sehr guten Notizbuch in der Tasche. Und wer sie noch nicht kennt: Jetzt wäre ein verdammt guter Zeitpunkt, das zu ändern.
Josienne Clarke mit neuer Single und Albumvorbote aus Schottland

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