Da war eine selbstgebrannte Maxi-CD mit liebevoll gestalteten Cover in der Promo Post; luftig leichtes Cover in Weiss mit Blau. Als ‚On my Own‘ 2005 in meinem Briefkasten flatterte, war es musikalisch um mich geschehen. Sofort verliebt in die frickelige Produktion der ersten Single gab es bei der Bewertung viele Sterne, auch wenn man der Stimme des Interpreten noch ein gewisses Potenzial nach oben zugestehen musste. Aber gleichgeschaltet kann jeder, vielleicht ist es gerade das was mich seit 15 Jahren an der Musik von Janosch Moldau fasziniert.

Man hört deutlich, wo die Idole des Neu-Ulmer Elektronik-Evangelisten angesiedelt sind und auch die Bühnen-Outfits zeigen in eine ganz bestimmte Richtung. Für viele mag das vor allem im Peak zur ‚Motel Songs‘-Zeit ein wenig too much gewesen sein, aber die exzentrische Art gehört einfach zu Janosch Moldau und mit diesem Wissen ergibt sich ein schlüssiges Bild über anderthalb Jahrzehnte, fünf Alben und eine Menge spannende Singles. Das merkten auch schnell die Szenegrößen und so überzeugte Janosch Moldau als Support von Mesh bis Krupps, von De/Vision bis 18 Summers.

Nun liegt mit ‚Rewind‘ eine erste Werkschau vor, die 19 Songs aus dem inzwischen beachtlichen Repertoire compiliert. Dabei hört man die Versionen, die Janosch Moldau am besten gefallen, statt konsequent die Single-Edits, wo vorhanden, zu präsentieren. Geschmacksache, denn bei ‚Second Best’ hätte ich zum Bsp. zur Single Version gegriffen. Dafür versteckt sich ohne direkte Erwähnung eine echte Perle unten den Titeln: der bisher nicht offiziell veröffentlichte ‚Holy Digital Mix‘ von ‚Bleed on‘, dem Song, der sicherlich zu den stärksten Kompositionen auf dem Debutalbum gehört.

Von der puren Elektronik des ‚Redeemer‘ Albums entfernt sich Moldau schnell und so hört man auf Motel Songs auch prägnante Gitarrenklänge mit etwas spröderer Gesamtausrichtung der Kompositionen. Der Abzweig in die Pop-Avenue dann auf ‚Lovestar‘, mit dem schmachtend schönen Titeltrack und dem perfekten ‚Into Another World‘. Nahtlos schliesst ‚Minor‘ als viertes Album an und präsentiert nur eine Single, ‚The Harbour‘. Viele gute Interpretationen finden sich dann auf dem Remix-Album ‚Ghost Songs‘ wieder, auf der vorliegenden Compilation wird dem mit drei weiteren Songs Rechnung getragen. ‚Minor‘, sowie ‚Jesus Denies [¿]‘ und ‚Done Wrong‘ in alternativen Versionen ergänzen ‚Rewind‘ prächtig. Und schon sind wir 15 Jahre in der Zeit fortgeschritten mit ‚Host‘, dem in 2019 erschienenen bisher letzten Album, das hier mit dem melancholisch berührenden ‚Broken Shoulder‘, vor allem aber dem Single-Edit von ‚Sense of God‘ vertreten ist, der eine editierte Version des herausragenden ‚Obermoll Mix‘ darstellt. Auch die Digital-Only Single ‚Emotionally‘ aus dem ‚Host‘-Album gefällt, bevor mit ‚Light on me‘ als non-Album-Track auch schon wieder gut 70 Minuten Elektropop ein würdiges Ende finden.

‚Rewind‘ zeigt auf, warum sich Janosch Moldau über die Jahre eine treue Fangemeinde erspielt hat, denn eindringliche Musik, konstant minimales Design (in Kooperation mit Hendrik Schindler) und unverwechselbarer Attitude bei den Live-Gigs fügen sich zusammen wie ein perfektes Puzzle. Und auch auch wenn ich bereits lange konfessionslos bin, der spirituelle Pop, der hier geboten wird, macht Spass und die Texte regen zum Nachdenken an in einer so schnelllebigen Zeit!

 

TraCKLIST.
01. On My Own (Remaster)
02. Bleed On (Remaster)
03. I'm Falling from Love (Remaster)
04. Follow Me (Remaster)
05. Not with the Son (Remaster)
06. Clear (Remaster)
07. One with the Sinner
08. Second Best (Remaster)
09. In Another World (Remaster)
10. Lovestar (Remaster)
11. Into This Life (Remaster)
12. The Harbour (Remaster)
13. Minor (Remaster)
14. Done Wrong (Remaster)
15. Jesus Denies (¿) (Remaster)
16. Broken Shoulder (Remaster)
17. Sense for God (Remaster)
18. Emotionally (Remaster)
19. Light for Me (Remaster)