Manche Releases schleichen sich leise durch die Tür – Interaltro von Kompuls dagegen tritt sie gleich komplett aus dem Rahmen. Ab heute ist das Debütalbum von Tim Kniep offiziell erhältlich, und wer ihn bislang nur als eine Hälfte des noisig-industriellen Duos Synapscape kannte, der darf sich warm anziehen. Denn solo zeigt der Bielefelder, dass seine musikalische Vorstellungskraft nicht nur groß, sondern auch herrlich unberechenbar ist.
Aber Achtung! Interaltro ist meiner Meinung nach kein Album, das man mal eben nebenbei weghört. Es ist ein akustischer Drahtseilakt, der mit technoiden Fragmenten jongliert, rhythmische Störgeräusche in kunstvolle Bahnen lenkt und mit klanglichen Überraschungen um sich wirft wie ein Kind mit Konfetti auf Koffein. Die Beats wirken oft wie gebrochen, auf der Flucht vor gängigen Mustern, während die Soundlandschaften sich auf- und wieder abbauen, als hätte jemand ein Baukastensystem aus Maschinenklängen und Ideen entworfen – und dann die Anleitung in den Schredder geworfen. Doch so chaotisch das klingen mag: Dahinter steckt Struktur. Und zwar eine, die intellektuelle Tiefe mit emotionaler Wucht verbindet. Wo andere Alben glattgebügelt und gefällig daherkommen, lädt Interaltro zur Reibung ein – zur Auseinandersetzung mit Klang als Konzept. Es ist Musik für Hörer*innen, die lieber Fragen stellen als Antworten erwarten. Für jene, die sich trauen, sich durch Sound labyrinthisch führen zu lassen, ohne zu wissen, wo’s hingeht.
Dass das Ganze dabei nicht wie eine trockene Klanginstallation wirkt, sondern vibrierend, lebendig und bisweilen sogar tänzelnd – das ist Knieps große Kunst. Man hört seine Wurzeln im Industrial, seine Affinität zu Noise, aber auch eine Liebe zum Detail, die irgendwo zwischen IDM, Glitch und kaputtem Techno ihre ganz eigene Form findet. Optisch hat sich Kniep ebenfalls nicht lumpen lassen: Das Artwork stammt (natürlich) von Stefan Alt, der mit seinem Label Ant-Zen seit Jahrzehnten für visuelle Extraklasse im Noise-Sektor steht. Hier stimmt einfach das Gesamtpaket. Kurzum: Interaltro ist da. Es ist kantig, eigen, fordernd – und ziemlich genial. Wer Musik nicht nur hören, sondern auch durchdenken möchte, findet hier ein Release, das lange nachhallt. Und das Schöne: Ab heute könnt ihr euch ganz offiziell in diesen akustischen Irrgarten begeben. Gute Reise!
'Interaltro' ist da: Kompuls zerschlägt Erwartungen mit Klanggewalt

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