Hinter Insolate verbirgt sich eine kroatische DJane. Bereits 1997 begann sie in ihrem Heimatland die Turntables zu bedienen. Das sie dies ziemlich gut beherrschte, bekam irgendwann auch der Rest der Welt mit. In den über 20 Jahren ihrer Tätigkeit wurde sie für Touren rund um den Globus gebucht und legte in den renommiertesten Clubs auf. So stehen, neben Tresor und Berghain auch der Club d’Anvers in Antwerpen und der Under Club in Buenos Aires auf ihrer Buchungsliste. Neben den Reisen um den Globus fand sie auch Zeit für diverse Produzententätigkeiten, die dazu führten, dass sie ab dem Jahr 2015 über ihr Label Out of Place eigene Veröffentlichungen in den Vertrieb brachte. Für die neue EP "Hyperventilation" tat sich Insolate nun mit der kroatischen Sängerin Sara Renar zusammen, die für ihre Leistungen im Bereich der Sangeskunst schon diverse Preise abräumen konnte.

Zunächst starten wir mit dem Titeltrack "Hyperventilation". Pulsierende Geräusche schwingen sich zu einer Drohkulisse auf. Vordergründig ist gepresstes Atmen zu hören. Ich denke, besser kann man das Thema nicht umsetzen. Der Track baut eine immense Spannung auf, zumal fast unmerklich immer mehr Sounds in den Reigen eingeführt werden. Irgendwann erstirbt das Atmen im wahrsten Sinne des Wortes und ein himmelsgleicher Synth lässt den Song verhallen. Das alles klingt wie eine Erlösung, in die dann, ganz am Ende doch wieder das Atmen bricht. "Everything will fade" hat einen schönen Noiseuntergrund, dieser gibt den Drums den Raum sich zu entfalten. In diese Szenerie tritt ein Zerrsound, der ziemlich aufgeregt das Set von hinten aufrollt. Akzentuiert setzt die Stimme ein, kaum merklich durch den Phaser gejagt. Aber sie gibt nur kurze Gastspiele. Letztendlich sind es die Noises, die den Titel tragen. Und wieder kommen viele Komponenten hinzu, um ein wirklich wohlklingendes Gesamtbild zu erschaffen.Man kann erahnen, zu welchen Sangesleistungen Sara Renar fähig ist, denn ziemlich weit hinten kann man ihre schöne Stimme wahrnehmen. Mit "What do you believe" bedienen wir nun endlich die Tanzfläche. Der fordernde Beat dringt gleich von Beginn an ins Bein. Auch Saras Stimme bekommt wieder mehr Raum, obwohl sie durch diverse Filter geschleust wurde. Das klingt jedoch im Gesamten sehr stimmig. Zu diesem Titel sieht man quasi vor dem geistigen Auge, wie sich die Tanzenden im Strobo bwegen. Und hier ist wieder das, was ich an guten DJSets so mag. Der Song strebt auf ein Finale hin, an dem alles ausbricht und man fiebert diesem Moment entgegen, kann ihn kaum erwarten. "The final March" tut genau das, was er verspricht. Ein angedeutetes Trommelgeschirr führt einen Chor ein, der eine marschierende graue Masse vor dem geistigen Auge entstehen lässt. Wenn ihr das Heer der Arbeiter beim Schichtwechsel am Beginn von Fritz Lang's "Metropolis" kennt, dann wisst ihr, was ich meine. In die gleichförmige Soundcollage treten immer wieder verstörende Synthgeräusche, die das Unwohlsein noch mehr steigern.Man will genau hinhören, was sagen die Stimmen in ihrem gebetsmühlenartigen Ton? "Jutro" bildet den Abschluss der EP und hier darf Sara dann auch wirklich beweisen, was sie gesanglich draufhat. Nur wenige Geräusche lenken vom Gesang ab, der in kroatisch vorgetragen wird. Dabei sind die Drums und die Hintergründe niemals langweilig und ich finde es schade, dass der Song nach reichlich 2 1/2 Minuten bereits wieder vorbei ist.

Was soll ich sagen, Frauen an die Macht! Was die beiden Mädels hier abgeliefert haben ist ein schönes Stück Musik. Die Verbindung der zwei Welten ist wunderbar gelungen und zu jeder einzelnen Sekunde aufregend. Zwar kann ich mir auf den Dancefloors nur einen Titel wirklich vorstellen, aber ein DJ wird ja live noch die ein oder andere Nuance hinzufügen, um das tanzwillige Volk zu besänftigen. So wird sich "What do you believe" live ganz sicher zum Kracher entwickeln. Hier aber fügt er sich super in die eher ruhige Atmosphäre ein. Die EP ist eine wunderbare Möglichkeit Soundlandschaften zu entdecken und sich in Gefilden zu ergehen, die jenseits der oft so massenhaft eingesetzten Soundsamples existieren. Dabei ist es nicht nur Musik zum nebenbei hören, man kann sich auch komplett darauf einlassen und die Landschaften entdecken. Reinhören kann man auf der Bandcamp - Seite. Bei Gefallen gibt es dort auch die digitale Version, oder aber ihr greift zur, bald ausverkauften, streng limitierten roten Vinyl. Solltet ihr nicht so schnell sein, könnt ihr euch auch den schwarzen, regulären Pressling zulegen.