Es ist eigentlich unmöglich, aber es stimmt: Trotz Best-Of- und Live-Alben sowie Split-EPs ist "Incarnation Of The Solar Architects" das erste reguläre Inade-Album seit "The Crackling Of The Anonymous" und somit seit 8 Jahren. Das zeigt einmal mehr, mit welcher Bedachtheit das Duo René Lehmann und Knut Enderlein zu Werke geht. Inades Fokus liegt nicht einfach nur auf der Musik, sondern auch auf der Suche nach etwas Höherem, etwas Übersinnlichem und Mystischem. Die Musik stellt für diese Suche lediglich das Transportmittel dar. Sie hilft uns, zu fremden Welten zu reisen, zu anderen Universen oder sie hilft uns, in uns selbst hinein zu blicken.

"Incarnation Of The Solar Architects" erforscht die Dunkelheit, wobei Dunkelheit im Kontext des Albums als Tatsache, Metapher oder aus metaphysischer Sicht verstanden werden kann. Diese Finsternis steht für all das Phantastische, das in unserer Welt unmöglich ist und das wir aus diesem Grund nicht wahrnehmen können. Genauso gut könnte man sagen, es geht um all das Phantastische, das täglich geschieht, das wir aber nicht verstehen. Dieses Gewaltige und Unbegreifliche gilt es zu entdecken. Inade nehmen uns mit auf diese geradezu mystische Reise. Dröhnende Hörner blasen wie Fanfaren zum Aufbruch, Klicken und Rattern deutet auf das Arbeiten von Maschinen hin. Stimmen, Schreie und Laute zeugen von Kreaturen, die man sich gar nicht erst vorstellen mag. Dabei spielt der Rhythmus eine ganz entscheidende Rolle. Wie ein Pulsschlag oder schamanische Trommeln zieht er sich durch manche Songs. Inade gehen hier offensiver zu Werke, als man es von ihnen gewohnt ist.

Die Songs sind atmosphärisch viel dichter als sonst, es gibt einiges zu verarbeiten. Daher braucht es zwei bis drei Durchläufe, bis man in dieser anderen Welt angekommen ist. Am Schluss von "Incarnation Of The Solar Architects" erfahren wir in "Aion Teleos" in einem Gedicht von Gottfried Benn mehr von dem Dunklen, der entgegen allen Kreisläufe und Bewegungen als einziges Element konstant verharrt. Der ruhige Song und gleichzeitig das Ende des Albums bringt uns wenigstens teilweise eine Erleuchtung. Damit beschließen Inade ein erneutes Kapitel ihrer nie enden wollenden Suche, ihres Schürfens in den Äonen der Zeit. Wie immer fühlt man sich von Anfang an elektrisiert und in den Bann gezogen. Keine Ahnung, woran das genau liegt, aber Inade haben schon oft ein Händchen für ganz besonderer Stimmungen bewiesen.

Gekrönt wird dieses Erlebnis durch die auf nur 259 Exemplare limitierte Box, die nicht nur unveröffentlichtes Material auf einer Bonus-CD enthält, sondern auch noch eine DVD mit einem Konzertmitschnitt und dem Hintergrund-Video des "Deep Space Illumination"-Konzerts aus dem Dezember 2007. Die Box war, natürlich, bereits vor ihrem Erscheinen ausverkauft.