Implant - Cognitive Dissonance

Implant - Cognitive Dissonance

Die Band "Implant" gibt es seit 1992. Mit "Cognitive Dissonance" liegt hier ihr elftes Album vor. Bei meinem Kilometerstand gehe ich davon aus, dass sie mir schon das ein oder andere Mal im Ohr lagen. Aber bewusst habe ich noch nie einen "Hit" von ihnen wahrgenommen. Ich befinde mich im Renovierungsmodus und verband das Nützliche mit dem Angenehmen, so dass ich mir die nächste zu reviewende Scheibe beim werkeln reingezogen habe. Meist überlege ich mir beim Durchlauschen bereits, wie ich etwas am besten beschreibe und dann das Review aufbaue. Aufgrund des Autoreverse habe ich mir "Cognitive Dissonance" insgesamt dreimal angehört, bevor ich mich tatsächlich ans verschriftlichen meiner Gedanken machte. Vor dem ersten Wort zog ich nochmal den offiziellen Pressetext von Alfa Matrix zu Rate. Während des Schreibens verglich ich dann also den Pressetext (immer kursiv wiedergegeben) und hörte dazu das Album  ein viertes Mal. Im Pressetext steht als Beschreibung: "Neben einem offensichtlichen starken Fokus auf die Songproduktion, bei der jedes kleine Detail den Unterschied ausmacht, verkörpert die Eingängigkeit den Kern des Albums und wirkt von Anfang bis Ende wie ein roter Faden, der uns in ein melodisches Meer aus eingängigen Synthiemelodien mit ergreifendem Gesang, Chören, pulsierenden Sequenzen und bösartigen Lärmelementen entführt."   Hier nun meine Eindrücke:

"I don`t trust the Machines" kommt mit genreüblichem Drum und Synthbasslauf daher und fragt "Who here is scared of killer robots?". (Ähm, Killerroboter, also ich als SciFi-Nerd finde sowas geil.) Erstmal frage ich mich jedoch, wann das Album nun endlich losgeht. Nach einer gefühlten Ewigkeit säuselt eine Männerstimme "I don`t trust the Machines", und dass gefühlte 300 Mal hintereinander. Dazu synthed eine einfallslose Melodei mit hohem Billigsamplesound. Sollte dieser Song eine subtile Aussage haben, dann bin ich wohl zu blöd dafür. Denn gerade als Electro-Band, sollte man doch eine gewisse Maschinenaffinität aufweisen. Aber, wer bin ich schon, dass ich eine eigene Meinung haben sollte. Etwas erwachsener kommt "Phantom Pain" daher. Zumindest, bis dann wieder der Kindersynthie einsetzt. Was soll denn das bitte ständig? Das ist Synthiepop der schlechtesten Sorte. Im Pressetext liest sich das wie folgt: "Der belgische Kult-Elektro-Act IMPLANT, der kürzlich mit der EP und dem Videoclip „Phantom Pain“ überrascht hat..." Inwieweit soll dieser Song jetzt überraschen? Ah ja, gegen Ende kommt es dann, eine Frauenstimme jammert im Hintergrund. Irgendwie hört man ihr die Lustlosigkeit förmlich an. Aber Überraschung ist was Anderes, selbst in Belgien, also, hoffe ich doch mal. Da die Dame, namens "Noemi Aurora" ja im Track zuvor so lustlos agiert hat, bekommt sie gleich noch eine Chance im sich anschließenden "The Shipwreck". Leider fürchte ich, als bekennender Veganer, dass für die Hintergrundgeräusche arme Frösche gequält wurden. Peta ermittelt bereits. Es ist müßig zu erwähnen, dass wir es wieder mit einfallslosem Synthiepop-Gedöns zu tun haben. Der Text gibt die Absicht des Sängers bekannt, dass man die sinkenden Schiffe in den Hafen rufen müsse, um die Kontrolle zu übernehmen. Hm, ich hab von Schiffbau nicht diiiiee Ahnung, aber, wenn ein Schiff sinkt, hat man da nicht schon längst die Kontrolle verloren? Außerdem, wenn mich solche Mucke im Hafen erwartet, dann ziehe ich den sinkenden Kahn vor und steuere in tiefere Gewässer. Für "Nutshell" zitiere ich wieder den Pressetext: "Und wie immer bei IMPLANT enthält das Album natürlich einige klangliche Überraschungen und experimentellere Momente, die Techno, Trance und andere Anspielungen auf den sehr charakteristischen Sound Belgiens hervorrufen (z. B. „The Room“, „Nutshell“)."  Wenn experimentell bedeutet schlecht bei alten Kraftwerk zu klauen und das Ganze mit einem blöden Sprachsample zu garnieren, dann gibt es eine 1+. Zu "The Room" sage ich etwas an der entsprechenden Stelle. "Hellhole" ist ein 28Sekünder, der aus einem Distortion-Sound und einem Sprachsample besteht. Ob man so etwas als einzelnen Titel bezeichnen muss? Laut Pressetext wird der nächste "The Devil Made Me Do It" gepriesen als "frontaler Industrialdance". Nun, was soll ich sagen? Unweigerlich sehne ich mich hier nach Combichrist, die das Ganze um Äonen besser können. Denn, alles zu was der Teufel den armen Sangeskünstler, (der hoffentlich keine Halsschmerzen vom Knurren hatte) hier getrieben haben kann ist, seinen Kumpels die Förmchen im Sandkasten zu klauen. Und ja, er wird es wieder tun... Ok, ich zittere. Das ist so dilletantisch und langweilig... In einem frontalen Industrialkracher verbietet sich eine klar beschwingte Schalmeienspielerei, nur zur Info!

Nun kommt "The Drums have been talking". Wo auch immer sie das getan haben, bei der Produktion des Songs sicherlich nicht. Implant versucht mal wieder aggro zu sein und scheitert kläglich in feinen Melodiebögen, die sie einfach nicht lassen können. Nun erwartet mich der : "Techno-Pop-Song „The King And The Rebel“". Wieder seichtester Synthipop mit unglaublich schlechten Inserts und den gewohnten Billigsamples. (Hui, ein Lazerbeam, hab ich seit Marusha nicht mehr gehört). Dafür packt man aber auch derartig viel Synthiegeschwurbel in den Song, dass man gar nicht weiß, welche Melodie platter und vergessenwerter ist. Aber Jungs, selbst Techno geht anders! Nun kommt der bereits angeteaserte zweite Experimentalsong "The Room". Zu gewollt finsteren, gepitchten Düstersounds (flirrendes Hihat inklusive) erklärt uns eine Frauenstimme, dass sie gerade in einem Raum sitzt, der sich von dem unterscheidet, in dem ich gerade bin. Und sie nimmt ihre Stimme auf... OHKAY, als ich den Song das erste Mal hörte, stand ich auf einer Leiter und bohrte eine Leiste in die Zimmerdecke, die tatsächlich ganz sicher nicht zu dem Raum gehört, in dem die Olle ihre Stimme aufgenommen hat. ABER: Who zur f****** Hölle cares? Das ist noch lange kein Grund mir 4 Minuten Lebenszeit zu versauen! Denn außer diesem Sample, und ein paar weiteren sinnlosen Erklärungen (etwa, dass alle Frequenzen sich in dem Raum überlagern und so die Frequenz ihrer Stimme zerstören) passiert nicht. Gut, ein paar Quitschesounds kann man auch noch hören. Ich hab nichts gegen Samples, aber sie sollten Sinn machen. Und, allein zu erklären, dass Frequenzen sich zerstören und dann saubere Samples zu verwenden ist schon dröge. In "Run to the Lights" versucht man derart frech bei "Suicide Commando" abzukupfern, dass dieser Titel glatt als schlechte Coverversion eines nicht existenten Originals des Kommandanten durchgehen könnte. Ob es denn wirklich klug ist, dass auf der, in der limitierten Edition enthaltenen Remixscheibe Johan himself den Mix tatsächlich beisteuert, wage ich zu bezweifeln. Denn selbst mit gebrochenen Beinen und festgebundenen Händen macht Hr. van Roy aus diesem Krepierer eine Tanzflächenperle. Mit "Censorship through noise Part 1" kommt wieder so ein sinnfreies Insert von 39 Sekunden, dass man auch einfach als Intro vor dem nun folgenden "dunklen Elektro-Hit „Censorship Through Noise“ Part 2 hätte lassen können. Und, das ist der Knaller. Echt jetzt. Ich bin mir sicher, man hat Jasmin Wagner alias "Blümchen" die Rechte für eine in den 90ern nicht verwendete B-Seite abgekauft. Dazu ein paar kleine Moog Sounds und den typischen, strunzmonotonen Synthiebeat. Und fertig sind über 5 Minuten Langeweile! Das man "The Last Record" im Pressetext jetzt bereits (immerhin über 1 Monat vor Veröffentlichung) als "Klassiker" bezeichnet lässt Großes hoffen. Und, na, hm, wer weiß es? Ich werde natürlich enttäuscht, oder eigentlich auch nicht, bei Titel 13 reißen sie jetzt auch nix mehr. Man hat hier eine Ballade (immerhin die einzige des Albums), in der der Barde vergangenen, besseren Zeiten nachjammert. Irgenwie ist ihm seine Holde abhanden gekommen. Warum? Keine Ahnung, das wird nicht erklärt. Es wird immer nur irgendetwas von einer letzten Platte gefaselt, die abgespielt wird und ausfadet. Gegen Ende des Songs singt dann die Sängerin von Titel 2 und 3 wieder mit. Macht auch viel Sinn, wenn die Olle eigentlich im Liedsinne ja nicht mehr da ist. Ich würde ja vermuten, dass beträllerte Angeliebte die Flucht ergriffen hat, weil er einfach mal ein Langweiler ist. Das zumindest lässt die Sangesleistung vermuten. Gefühl gleich Zero. Der "Balladenklassiker" ist dröge und vergessenswert, aber ich hab es geschafft. Also schnell den Autoreverse abschalten, nicht dass ich den Schmarrn nochmal hören muss. Irgendwann sind auch meine restlichen grauen Zellen durch.

Und nun, taaadaaa, das Fazit: Eigentlich müsste man den Pressetext tatsächlich ins Albumcover drucken. Denn echt, es ist schon ein wahrer Meister, wer auch immer diese salbungsvollen Worte für soviel schlechte Notenakrobatik gefunden hat. Wahrscheinlich war die Gage für den Verfasser höher, als die Albumproduktion, denn irgendwie muss sich das Machwerk ja verkaufen. Da fällt mir glatt ein Trinkspiel ein: Immer, wenn hier Pressetext und Album nicht harmonieren, dann gibt es einen Kurzen. Danach musst du in die Klinik und entgiftet werden! Also, das Album kann ich jedem standhaften Alkoholiker empfehlen. Dem ist eh alles egal. Ansonsten lässt es mich echt verwundert zurück, wie man bei Album Nr. 11!!! noch denken kann mit so etwas durchzukommen. Eigentlich sollte man nach 30 Jahren im Business doch genug Erfahrung haben, um etwas halbwegs Ehrliches und Eigenständiges abzuliefern. Wie bereits erwähnt, habe ich die Renovierung bei der ersten Bemusterung vorangetrieben. Wahlweise wollte ich mir einen Holzbohrer ins Hirn treiben, oder mich im Farbeimer ersaufen, halt irgendwie lobotomieren. Mittlerweile geht es wieder. Eben, weil ich mir dieses Album niemals wieder anhören muss. Wer sich das Werk trotzdem kaufen will, dem rate ich unbedingt zur limitierten Edition, so kann man die Haupt-Scheibe als Untersetzter benutzen und die Remix-CD hören. Diese lag mir leider nicht zum Anhören vor. Aber, die Remixe müssen (selbst ungehört) eine Steigerung sein! Erkennen kann man die VÖ am komischen Cover, dessen Sinnhaftigkeit mir auch mal jemand erklären könnte. Erscheinen wird das alles, auch digital am 26.03.2021. Bis dahin hab ich auch die Renovierung fertig.

Als Anspieltip gibt es den Überraschungs-Song "Phantom Pain", da ich den eh verlinke und ihr somit nicht einmal Geld ausgeben müsst. ?

KOMMENTARE

Michi schreibt am 02.15.2021

Nach dem Lesen der Rezension habe ich mich gar nicht getraut das Video anzusehen. Hab dann aber doch drauf geklickt. Und ich muss sagen, es gefällt mir gut und der Sound ist keinesfalls so schlecht wie hier beschrieben. Ich kann das aber nur anhand des einen Videos beurteilen.


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