Kehren wir zurück in fantastische Welten, schreiten wir durch die ‚Doors to the battlefields of Ertbe‘ und lauschen, was man uns auf Castle Zagyx in den Tyr Studios komponierte. Eigentlich aus Spanien stammend ist der sich selbst als J. Arkham bezeichnende Musiker großer Freund von Klängen, die mich sehr an Basil Poledouris‘ sagenhaften ‚Conan‘ Soundtrack erinnern. Ganz weit weg vom Ansinnen J. Arkhams liege ich da sicherlich nicht, gab es doch 2019 eine Coverversion des Stückes „Theology/Civilization“ von eben jenem Soundtrack. Opulent ist sie also, diese Melange aus Dungeon Synth und Neo Klassik.

Bereits der Vorgänger ‚Cavaliers of the Western Heartlands‘ gefiel mir 2019 ausgesprochen gut, doch 2021 gelingt es dem Projekt noch ein wenig besser, mich auf gesamter Albumlänge zu fesseln – es ist ein wundervoller Soundtrack zu einem nicht existierenden Film: Epische Passagen, sanfte Bridges, drückende Trommeln – all das ist geschickt ineinander gesetzt, kommt gänzlich ohne Vocals oder Effektheischerei aus und bereitet mir wirklich viel Freude. Ich kann die Augen schließen, mich wegträumen und im Geiste entstehen schlüssig Bilder von Filmen, wie sie eventuell aus der Mode gekommen sind. Sandalen- und Barbarenstreifen, günstig produziert, mit fragwürdigen Geschlechterrollenzuschreibungen und hauchdünnen Scripts aber eben häufig mitreißenden Soundtracks. Da gab es eigentlich immer: Kampfszenen, Bar- oder Haremssequenzen, die Wiedergabe der Legendenschwurbelei (vielleicht durch einen Alten mit grauen und grauenvoll künstlichen Bart), die ein oder andere gefundene oder wieder verlorene und wenig überzeugend dargestellte Liebe und all jene Momente zwischen den großen Szenen. All das findet sich in meinem Kopfkino während der 46 Minuten – und nein, ich orientiere mich definitiv nicht an den Titeln, die ich für den Genuss und das Wegträumen nicht benötige.

Der Sound ist für Dungeon Synth recht voll und „gut“, also kein LoFi Geleier oder schrilles Gequäke. Was an vielen Stellen das Genre definiert, fehlt hier aber zu keinem Zeitpunkt. Die Melodien und die sich aufbauenden Bilder stehen stattdessen im Zentrum. Auch sind deutlich mehr als 3 Spuren gleichzeitig zu hören und wieder werden Brücken geschlagen – so wie das Artwork, so erscheint mir auch der Klang und die Melodien als Freund neuerer Summoning sehr gefällig. Nur halt ohne Gitarren oder Vocals. „Bascinet, hauberk and flamberge“ und „An army of skeletons and ghasts“ sind diejenigen Stücke, die in ihrer martialischen Wucht schnell überzeugen können, für mich sind es aber vor allem die orchestralen, sehr kitschigen „Mountain of the worm Astiborax“ und „The runic sword of Halskpa“, die mein Herz höherschlagen lassen. Sie würden zu diesen Szenen in den oben beschriebenen Filmchen passen, in denen das Unglück erkannt, die Macht des Bösen erlebt wurde und docj Hoffnung aufflammt und der Held irgendwo halb nackt, geölt und dumpf schweigen herumsteht, um anschließend endlich wieder in die Schlacht ziehen zu dürfen.

Es ist und bleibt halt Randgruppenmusik. Skeptiker schreien hier eben nicht, dass es miserabel klingt oder sich zu sehr wiederholt sondern sie kritisieren, warum alles aus der Konserve kommen muss. Die dürfen kritisieren, ich genieße – und ich genieße ausgiebig, denn Castle Zagyx ist ein wundervolles Gesamtkunstwerk geglückt, das jedem Freund trashiger Sandalenfilme, 80er B-Movie Abenteuer-Soundtracks und eben epischen Dungeon Synths gefallen wird. Versprochen.

Wer sich verzaubern lässt: Dungeon Synth ist eine wucherndes Sub-Sub-Genre, bei dem die Grenze zwischen gekonntem Minimalismus und stümperhafter Langeweile hauchdünn ist. Castle Zagyx gehört meiner Meinung nach zu den ganz Starken und für nur 5,20 Euro kann man auf Bandcamp alle bisherigen Veröffentlichungen ordern – ich verspreche mindestens 2 großartige Alben, die allein diesen Preis mehr als wert sind. Über den Rest kann ich noch nicht abschließend urteilen, habe ich doch erst mit diesem Album beschlossen, die gesamte Diskografie zu erstehen und zu sichten.

 

Castle Zagyx

Doors to the battlefields of Ertbe

 

11.02.2021

Eigenvertrieb

 

https://castlezagyx.bandcamp.com/album/doors-to-the-battlefields-of-ertbe

 

01. Forty sails, dragons of war, breaking the waves at night
02. Bascinet, hauberk and flamberge
03. Mountain of the worm Astiborax
04. The sacred oriflamme
05. An army of skeletons and ghasts
06. The runic sword of Halskpa
07. Fanfare for the three sorcerer-kings
08. Spoils of war
09. Marching through high pass
10. Desolated ruins, covered by moss and reed
11. The eternal wheel of war and the eleven fixed stars