Wieder ist ein Jahr um und es wird Zeit für ein neues Illuminate-Album. Der unermüdliche Mastermind Johannes Berthold hat es mit seiner Band trotz ausgedehnter Tour geschafft, einen neuen Longplayer einzuspielen. "AugenBlicke" heißt er und macht gleichzeitig einen Schritt nach vorn und einen zurück. Illuminate klingen auf ihrem neuen Werk ausgereifter als je zuvor und doch stellt das Album auch eine thematische Rückbesinnung auf die Trilogie bestehend aus den Alben "Verfall", "Erinnerungen" und "Erwachen" dar.
Doch "AugenBlicke" geht nicht so weit, Altbekanntes einfach wieder aufzufrischen. Die Retrospektive findet eher unmerklich statt, denn so ist zum Beispiel die E-Gitarre aus den meisten der neuen Songs kaum noch wegzudenken. Aber die Lieder haben wie eh und je eine stark ausgeprägte, romantische Komponente, die Illuminate voll und ganz ausleben. Trotz diesem verträumt verklärten Blickwinkels schafft es die Band um Johannes Berthold, ihre Musik nicht im Kitsch untergehen zu lassen. Vielmehr liegt eine ausgeprägte Ernsthaftigkeit und ein tiefgründiger Weltblick in den Texten. Johannes Berthold verpackt seine Gedanken jedoch in gefühlsbetonter und schwärmerischer Form, was für viele, neben der Musik, den Charme von Illuminate ausmacht. Der Song "Meine Zeit" spiegelt diese Balance zwischen Sentimentalität und Nüchternheit am besten wieder, wobei der hier angesprochene, ernsthafte Blick auf die Welt fast eher untypisch für Illuminate ist. Natürlich kommt auch die Tragik nicht zu kurz. "Abschied" fängt mit einem melancholischen Intro an und wird danach fast poppig. Was angesichts des traurigen Themas fast wie ein Widerspruch klingt, entpuppt sich doch schnell als genialer Schachzug, denn der Song zielt nicht auf Wehmütigkeit, sondern erzählt von dem Sieg der Liebe über den Tod.
Musikalisch ist "AugenBlicke", wie schon betont, das ausgefeilteste Album. Illuminate reizen ihre Grenzen noch weiter aus. Mal poppig, mal zutiefst melancholisch am Klavier begleitet oder mal etwas rockiger mit verstärktem Gitarreneinsatz birgt das Album viele abwechslungsreiche Songs, ohne dem ihm vorgegebenen Pfad zu verlassen. Vielleicht haben auch die beiden Neuzugänge Conny Schindler (Gesang) und Johannes Knees (Keyboard) zu der musikalischen Weiterentwicklung beigetragen. Wer die Band mit ihrem neuen Album live erleben will, hat leider Pech, denn es wird wohl zu "AugenBlicke" keine Tour geben, da Illuminate erst von einer solchen zurückgekehrt sind.