Welchen musikalischen Genuss erwartet einen wohl, wenn man mit der ominösen Umschreibung ‚subversive Disco Strategien“ konfrontiert wird? Und wird das Stirnrunzeln gemildert, wenn man mit weiteren Aussagen á la End-80er-Kaufhaus-Keyboard, audiophile Computer-Tüfteleien und Downstroke-Gitarren konfrontiert wird? Ich muss ja gestehen, dass mich diese Umschreibungen der kleinen Promo-Info nicht gerade zum Rezensieren angestiftet hätten, hätte ich mir nicht schon vorab einige Titel von How To Loot Brazil bei myspace angehört... Um es mit meinen Worten auszudrücken: die drei Soester verstehen es schlicht und ergreifend zu rocken! ;o) Postpunk in qualitativ hochwertiger 80er-Jahre-Attitüde trifft hier auf eingängig-verspielte New-Wave-Melodien und vermischt sich mit sehr eingängigen Hooklines, elektronischen Spielereien und einer großen Prise schmunzelndem Humor. Auto Fister schafft es einen von der ersten Minute an zu fesseln – man möchte aufspringen, punkige Parolen mitbrüllen und sich im 4/4-Takt der Musik austoben. Zugegeben: ganz neu ist das Konzept nicht; aber es macht mehr als Spaß und lässt den geneigten Hörer mehr als einmal mit einem Lächeln im Gesicht zurück. Ein treibendes Schlagzeug, mal verspielte, mal eher rotzig-harte aber doch immer in die Gehörgänge gehende Gitarrenparts, eingängige Keyboardmelodien und eine fröhlich-fordernde Stimme machen das Prinzip How To Loot Brazils aus. Es geht um Gesellschaftskritik, Angepasstheit, Ignoranz, den Einheitsschritt des Alltags – und das auf wunderbar einfache, aber keinesfalls dumme Weise. Meine beiden absoluten Favoriten auf der Platte (ja genau, meine Anspieltipps *g) sind der „Protest Song” sowie „Backwater Prick“. Beide Titel zeichnen sich durch eine extrem ohrwurmbeschwörende Melodieführung und sehr einprägsame Textzeilen aus. Beispiele gefällig? „I don’t make plans for the future!“ (Protest Song) “One thing is for sure, I will never be like you…” (Backwater Prick)… wenn das mal keine Punk-Phantasien evoziert?!?! Garniert wird dieser feine Hörgenuss mit einem ausgefeilten Artwork, welches mehr als einen Blick lohnt. Die Bilder sind alle in grünen und schwarzen Tönen gehalten, sodass man die Silhouetten von Demonstranten, Panzern und Kindersoldaten öfter erst auf den zweiten Blick erkennt. Eingestreut sind einzelne Textpassagen, welche auch gleich ins Russische und in eine asiatische Sprache übersetzt werden (ersteres habe ich mit meinen wenigen noch vorhandenen Russisch-Kenntnissen herausgefunden und letzteres errate ich jetzt einfach mal an den Schriftzeichen ;o) ). Bevor ich mich hier noch weiter rein steigere kürze ich das Ganze mal ab: How To Loot Brazil machen einfach Spaß! Sie rocken die Bude, nehmen sich selbst nicht allzu Ernst und werden die Tanzflächen eures Vertrauens sicher spielend erobern! Den Erfolg haben sie auf alle Fälle verdient!