Die Szene hat sehnsüchtig darauf gewartet, endlich ein neues Album der beiden mexikanischen Rüpel Erk Aicrag und Racso Agroyam in den Händen zu halten. Seit dem 11. Oktober 2004 steht „Wrack and Ruin“ in den Läden und hofft darauf, bald seinen Platz in unzähligen CD-Regalen weltweit zu finden. Doch das wird der Platte wohl nicht so leicht gelingen – denn die meisten Hörer dürften sie nicht allzu lange im CD-Player rotieren lassen, da sie letztlich weniger spektakulär ausgefallen ist als erwartet.
Was sich bereits mit der Single ‚Born to be (hated)’ angedeutet hat, wird mit dem Longplayer bestätigt, nämlich dass das Release weniger innovativ und aggressiv ausfällt als angekündigt. Dabei ist zu sagen, dass ‚Born to be (hated)’ von der Energie und dem Drive sicherlich zu den Highlights des Albums gehört. Von einem ähnlich rohen Kaliber sind sonst eigentlich nur noch ‚Love posing as a prostitute’ und vielleicht auch ‚Tales from the third world’, mit dem das Album nach dem Noise-Screams-and-Samples-Intro ‚El infierno que viene’ eröffnet wird. Damit sind aber auch schon drei Tracks genannt, die in so manchen Club auf heavy-rotation laufen dürften. ‚Bizarre words’ könnte dies auch noch schaffen, ist allerdings musikalisch weniger brachial und hat einen mehr hypnotischen Charakter. Mit am besten gefällt mir der spanisch gesungene Track ‚Ecos’. Schleppende Midtempo-Beats werden unterstützt von gekonnt ausgewählten Samples und einer Synthie-Hookline, wie ich lange keine mehr gehört habe.
Nicht ganz so catchy, aber sonst recht ähnlich aufgebaut präsentiert sich ‚Death as a gift’. Dass der Synthesizer die eigentliche Melodie des Songs übernimmt ist charakteristisch für das Album, da der Gesang dann doch eher auf einer Ton-Ebene bleibt. Das ist vielleicht auch der Kritikpunkt, den ich vorsichtig äußern möchte. Sicher, verzerrte, geschrieene ‚Vocals’, genau das hat man von Hocico erwartet, und genau das macht Hocico auch aus, allerdings haben genug Mitstreiter des Genres gezeigt, dass der ein oder andere gesungene Song auf einem Album durchaus Sinn machen kann. Aber zurück zu den Tracks: ‚oracion noctura’, ohne Beats und instrumental gehalten, überrascht mit Cembalo und imitierten Streichersounds. Über acht Minuten wird eine kühle Gänsehaut-Stimmung aufgebaut und bietet damit einen Kontrast zu den sonst eher harten Tracks. Den offiziellen Abschluß des Albums bildet das zweiminütige Outro ‚padre no nuestro’. Da wäre allerdings noch der Hidden Track: dieser besteht lediglich aus Schreien aus Hocicos Folterkammer sauber durch den elektronischen Fleischwolf gedreht.
Einmal Hören genügt. Da ich nicht der Hocico-Fan der ersten Stunde bin, werde ich mir nicht anmaßen, das Werk mit dem bisher Dagewesenen zu vergleichen, sondern beschränke mich an dieser Stelle darauf zu bekräftigen, dass ich das Album für durchgehend gelungen, musikalisch abwechslungsreich und gut produziert halte, mit dem einzigen Minuspunkt des bereits oben angesprochenen sehr gleichförmigen Gesangs.