Tonal Series Part II ist Ergebnis einer modernen On-Demand-Produktion bei der das Preis-Leistungsverhältnis stimmt und der Künstler selbst auch nicht gerade schlecht bei wegkommt. Mit dem aktuellen Release, der Tonal Series Part I und der “Etonal” E.P. scheint der Zyklus komplett und das Alphabet seinen Job erfüllt zu haben, denn mit “Atanal” war der Grundstein gelegt und “Extronal” rundet das Werk, langjähriger Produktion, ab. Die Kombination aus Electro, brachialem Industrial, Noise und Techno unterlegt mit oftmals düsteren Sphärenklängen zeichnet dieses Repertoire von Tino Nettling aus, der selbst offen einräumt, dass Parallelen zu Bands des gleichen Genres nicht zu überhören sind. Allerdings scheint ihm die Gradwanderung zwischen Anlehnung an das Vorbild und Einbringung eigener Elemente gelungen zu sein. Eingeleitet wird das rund 55 minütige Hörerlebnis durch ein sehr warmes und melodisches Intro, welches nicht mal annähernd versucht auf das Folgende vorzubereiten, denn das furiose “Otonal” wütet unaufhaltsam, so dass zarte Ohren einem Knalltrauma erliegen könnten. Die brachiale Bandbreite reicht vom zweiten bis zum letzten Track und fällt unermüdlich über den Hörer her. Unterstützung gibt es von seitens der Bässe, die manchmal treibend, manchmal farblos das Geschehen begleiten. Die technoiden Elemente hingegen wirken hin und wieder sehr einladend, so dass auch die Tanzbarkeit der einzelnen Tracks in den Vordergrund rutscht und die angespannten Tracks ein wenig abgelöst werden können. Um einmal zwei Stücke hervorzuheben: “Setonal” beherbergt temporale Variationen und erinnert mich in den ersten Sekunden an den Klassiker “Das Boot” von U96. “Zetonal” ist sehr empfehlenswert, aufgrund der enormen Clubtauglichkeit und dem überaus rasanten und genialen Bass. Tonal Series Part II ist ein gutes Album, mit Ecken und Kanten. Reinhören lohnt sich.