Was soll man von einem Typen halten, der mit Zylinder und roter Fliege auf einem Bobbycar für sein CD-Cover posiert? So zu sehen auf Häns Dämpfs erstem Soloalbum „Endlich Mainstream“. Der 23jährige Tübinger wandelt seit Ende 2006 auf Solopfaden und wird seitdem von der Presse gelobt und gefeiert – wenngleich immer mitschwingt, dass seine Art Musik zu machen durchaus polarisierend wirken kann... Also: nur keine Vorurteile! Ich lege den Silberling in meine Anlage und eine schräge Stimme à la Snorre (von „Wickie und die starken Männer“) verkündet den Beginn der CD. Tief durchatmen und erst mal weiter hören! Sofort werden E-Gitarren malträtiert, eine rotzig-schräge Stimme quakt irgendwas ins Mikro. *Skip* Jazzige Klaviereinspielungen und eine noch immer nicht gerade tolle, dennoch weitaus angenehmere Stimme ertönen. Spätestens bei der Frage: „Warum bin ich trotzdem glücklich?“ im rockigeren Refrain erwache ich aus meiner Skepsis. Auch das folgende Lied („Sehn-Sucht“) erweicht mein Herz. Eine Ballade mit der Kernsequenz „Sehnst du dich wie ich nach Sucht? Suchst du denn wie ich was zum Sehen?“. Ich bin fast geneigt mein Herz zu öffnen, als eine Art Helge-Schneider-Kopier-Versuch erklingt. Resignation. Dieser abrupte Wechsel zwischen gefühlvollen Worten und absoluten Nonsens-Einspielungen verwirrt mich und er zieht sich durch das komplette Album. Es ist stilistisch eine sehr bunte Mischung aus Jazz, Punk, Balladen und Rock 'n' Roll. Die schräge, manchmal einfach nur unverständlich quäkende Stimme Häns Dämpfs erinnert mich an frühe Helge-Sachen... und die sind nicht so mein Fall. Wie also soll ich das Gehörte bewerten? Die CD rotiert in meinem Player, einige Lieder gefallen mir immer mehr, bei anderen bin ich geneigt die Anlage gegen die Wand zu donnern. Ein letzter Versuch. Ich nehme mir noch mal in aller Ruhe das 6-seitige Booklet zur Hand und lese – ohne Musik! – die Texte... und ein wahrer „Aha-Effekt“ tritt ein! Häns Dämpf schafft es rhetorisch mitunter sehr stilvoll die Gesellschaft zu bewerten, ruft zu Revolutionen auf, schätzt mit einem Augenzwinkern die wirtschaftliche Lage Deutschlands ein und bringt nahezu selbstverständlich Assoziationen zu Schopenhauer und Einstein. Ich bin sehr positiv überrascht und sehr geneigt hier nahezu alle Texte abzutippen.... aber wir wollen es ja nicht übertreiben. Letztendlich bleibt also zu bemerken, dass Häns Dämpf einen zweiten und auch dritten Blick lohnt. Wer mit Helge Schneider etwas anfangen kann, wird an Häns Dämpf seine Freude haben. Und auch wenn ich vom Großteil seiner Texte angetan bin, kann mich die Art der Umsetzung nicht überzeugen. Deswegen mittlere, aber positive 3 Punkte.