Einklang beginnt mit einem Vibrieren, einem sich über eineinhalb Minuten lauterwerdenden Orgelton und vereinzelten Paukenschlägen. Dann Trommeln und dann die ersten Akkordeonklänge. Eine kleine Melodie, durch Engelschoräle mit Pathos beladen – wer hier nicht sofort Leger des Heils ruft, der kennt das seit 1999 existierende Projekt nicht. Nach der belgischen Heilsarmee benannt befinden wir uns also inzwischen im 14ten Jahr des Bestehens und kaum einem anderen Projekt ist es so sehr im positiven Sinne gelungen, stoisch den eigenen musikalisch Weg beizubehalten, fern ab von Einflüssen jedweder Szene. Leger des Heils sind etwas Besonderes – für Freunde der Klangwelt etwas besonders Gutes, für viele andere sicherlich besonderer Trash, besonders durchschnittlich, usw. Doch bevor ich selbst mit den Besprechungen in der Gegenwart lande und meine Zeilen zum aktuellen ":Licht:" lautäußere verdient das 2008er "Memoria" eine hutziehende Erwähnung in der Medienkonverter-Review-Liste. Die Ecksteine blieben auch auf dem dritten Werk des veröffentlichungs- und präsentationstechnisch eher sparsam arbeitenden Projektes natürlich erhalten: Bis auf den Einsatz von echten akustischen Instrumenten (der bereits auf der MCD "Gloria" begonnen hatte), der zu einem wärmeren Klangbild beitrug, bezauberten Leger des Heils mit dieser unnachahmlichen Mischung aus harmonisch-sehnsüchtigen Pathos und Kitsch. Ich kann jeden verstehen, der das ganze als vergangenheitsbeschönigenden Kleister abtun möchte. Aber Leger des Heils können mit genau dieser eigentlich ungünstigen Ausgangsposition Musik schaffen, die einfach immer wieder ins Bewußtsein dringt. Und mit jedem Album gelang dieser Effekt mehr. "Memoria" als den Höhepunkt zu bezeichnen wäre 2008 sicherlich angebracht gewesen. Wohlweislich meide ich mit dem Wissen um die Inhalte auf ":Licht:" diese schnell geschriebene Floskel. Aber "Memoria" ist in jedem Fall ein Werk, das fast auf gesamter Albumlänge die Stärken aufrecht erhalten kann und mit "Götterheimat" und "Vergangen ist die Zeit" zwei der schönsten LdH Stücke beinhaltet. Der authentische Klang der Instrumente, Mario Ansinns wunderbare Stimme und die schwelgende und zugegebenermaßen recht einheitliche Grundstimmung der einzelnen Lieder – "Memoria" träumt den Hörer aus dem Alltag und der Moderne fort. Zum Abschluss wird es dann etwas (zu) experimentell: "Der Gipfel Heere" greift ein wenig den Ambient-geschwängerten Klangkosmos der Gengrekollegen Orplid auf und bremst das vorantreibende Element des Albums aus, dann in "Eversio" wird alles Liebgewonnene in einem Drone-/Ambientbatzen mit martialischem Korsett ad absurdum geführt. Schließlich greift das hinter diesem Krachepilog fast schon an den Rand gedrängte "Wir ziehen voran" das Melodieschema von "Götterheimat" auf um es mit künstlich-matrialischen Computerdrums und E-Gitarren Riffs in ein Martialpop Stück zu verändern. Ein etwas befremdlich wirkendes Stück, insbesondere durch die im späteren Teil immer präsenteren E-Gitarrenriffs, die an psychedelische aber hässliche 70er Eskapaden erinnern. Durch die wunderbare Gesanslinie und der im Canon aufgenommenen Wiederholung des Refrains kann das Stück aber gefallen. Ein sanfterer Ausklang wäre aber mehr in meinem Sinn gewesen. Wer Leger des Heils mag hat "Memoria" hoffentlich im Schrank. Und wer das Projekt bisher eher belächelt oder gar verpasst habt: sich Zeit nehmen, hinsetzen und eine Chance geben!