Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. Als ich gelesen habe, dass Chris Peterson (bekannt u.a. durch FLA, Decree, Will, Noise Unit) und Craig Joseph Huxtable (u.a. Landscape Body Machine) unter dem Banner Öhm ein Album veröffentlicht haben, bin ich nicht direkt steil gegangen. Dafür haben zu viele Projekte und Bands aus dem Umfeld der großen kanadischen Electro-Bands sich als für mich zu schwierig, komplex oder schlicht langweilig erwiesen. Auf freundliches Drängen einer Electro-Kapazität, habe ich mir dann aber Öhm in Ruhe zu Gemüte geführt und konnte mich sehr schnell mit dem klassischen Vancouver-Sound anfreunden. Bei einem Einstieg wie hier mit „When Robots Fuck“ ist dies auch furchtbar einfach. „Öhm“ bietet eine gelungene Reise durch die Sphären des nordamerikanischen Electro-Sounds. Am Anfang dominieren treibende Electro-Stücke, vollgepackt mit Ideen, im Laufe des Albums wird dann gefühlt jede Spielart des Electro durchgearbeitet. So ist „Apparition“ ist ein klassische „Electro-Ballade“, wie sie jede namhafte Band von FLA über Skinny Puppy bis Leaether Strip im Gepäck hat. „Brute“ hingegen geht gut nach vorne, ist allerdings auch ein gutes Beispiel dafür, dass bei manchen Songs den Vocals der letzte Punch fehlt, um (zumindest mich) restlos zu überzeugen. Vielleicht muss ich hier auch zu sehr an KMFDM denken. Auch dem Bässe und Beats auftürmenden „Destroyed In Seconds“ fehlt noch ein klein wenig zur Perfektion. Auf der anderen Seite setzen sich Öhm mit diesen teilweise zerbrechlichen, manchmal kaum wahrnehmbaren Vocals von ähnlichen Bands natürlich ab. Die aus meiner Sicht ideale Mischung aus allen genannten Faktoren bietet „Divinity“ mit einem wunderbaren Refrain. Klar der Höhrpunkt des Albums. Abgerundet wird dieses Oeuvre von soundtrackartigen Instrumentals wie „Aurora“ und „My Kingdom“. Öhm erfinden das Rad nicht neu, liefern aber ein mehr als solides Stück Electro ab und was Sound und Produktion angeht, sind hier ausgewiesene Fachleute am Start. Mit „Divinity“ haben die beiden Herren ein richtig heißes Eisen im Feuer. Ich bin gespannt wie es mit dem Duo weiter gehen wird. Im schlimmsten Fall findet eben „Divinity“ einen Ehrenplatz in meiner Klassiker-Playlist von Genre-Bands, die gute Alben mit ein oder zwei richtig großartigen Nummern veröffentlicht haben - wie Carphax Files, Dasein, Blue Eyed Christ oder Yeth Mae. Das ist hier ausdrücklich als Kompliment gemeint. Bitte antesten!