Sofern man heute über die Wurzeln des europäischen Power Metal spricht, führt niemals ein Weg an Helloween vorbei. 1984 in Hamburg gegründet, mischten die Kürbisköpfe mit ihrem Debüt Walls Of Jericho aus dem Jahr 1985 die Szene auf und setzten mit den beiden Keeper Of The Seven Keys-Alben (1987/88) Maßstäbe, die bis heute nachwirken. Songs wie 'Eagle Fly Free' oder 'I Want Out' wurden zu Hymnen einer ganzen Generation. Seit der „Pumpkins United“-Reunion im Jahr 2016 steht die Band in einer siebenköpfigen Super-Formation auf der Bühne: Die klassischen Mitglieder Michael Kiske und Kai Hansen sind zurück, dazu die langjährigen Kräfte Andi Deris, Michael Weikath, Markus Grosskopf, Sascha Gerstner und Daniel Löble. Das Ergebnis war 2021 das gefeierte, selbstbetitelte Album Helloween, das weltweit als Triumph gefeiert und zum echten Chartstürmer wurde.
Vier Jahre später, am 29. August 2025, erscheint nun Giants & Monsters. Und schon der Titel klingt wie eine Kampfansage. Wer denkt, dass ein 40-jähriges Jubiläum nach Nostalgie riecht, liegt falsch – hier geht es nicht ums Abhaken alter Lorbeeren, sondern um ein modernes Statement. Ich finde, man spürt vom ersten Ton an, dass die Band nicht zurückblickt, sondern voller Energie nach vorne prescht.
Natürlich wirft das Vorgängeralbum einen riesigen Schatten: Es war die große Reunion, ein historischer Moment für die Fans. Aber anstatt sich davon einschüchtern zu lassen, haben Helloween ihre Stärken noch weiter gebündelt. Giants & Monsters wirkt dadurch weniger wie ein zweiter Teil, sondern wie eine konsequente Weiterentwicklung. Kein Drachen-, Ork- oder Fantasy-Overkill, sondern – wie es Fans schön auf den Punkt gebracht haben – ein „modernes melodisches Metal-Album“. Ich finde, das tut der Band ausgesprochen gut: Sie klingt dadurch frischer und zeitgemäßer, ohne ihre Identität zu verlieren.
Musikalisch ist die Vielfalt beeindruckend. Hymnen, die genauso gut auf ein Kiske-Album der Achtziger gepasst hätten, wechseln sich mit melodischen Hard-Rock-Nummern im typischen Deris-Stil ab. Dazu gesellen sich epische, fast mystische Songs mit einer Härte, die durchaus an Kai Hansens Gamma Ray erinnert. Meiner Meinung nach ist Giants & Monsters nur zu einem kleinen Teil dem klassischen Power Metal zuzuordnen, der Rest bewegt sich in Richtung Hair Metal und Stadionrock – und ja, genau so klingt es: abwechslungsreich, bunt, mitreißend. Toll ist, dass das Album trotzdem wie aus einem Guss wirkt und nicht wie ein Flickenteppich.
Ja, radikal neu ist das alles nicht. Helloween erfinden sich nicht komplett neu, und wer unbedingt nach Innovation um jeden Preis sucht, wird hier nicht fündig. Aber meiner Meinung nach müssen sie das auch gar nicht. Beeindruckender finde ich, dass die Band es immer noch schafft, aus bekannten Zutaten so viel frische Energie zu ziehen. Die Songs sind zeitlos, positiv und voller Spielfreude. Und das nach vier Jahrzehnten – das ist eine Kunst, die nicht viele beherrschen.
Giants & Monsters ist dann doch mehr als nur ein Jubiläumsalbum. Es ist ein Statement: Helloween zeigen, dass sie 40 Jahre nach ihrer Gründung immer noch relevant sind – und zwar nicht als Nostalgie-Act, sondern als kreative Kraft. Für Fans ist es ein Fest voller neuer Lieblingssongs, für Skeptiker vielleicht „nur“ eine Fortsetzung. Ich finde aber: Genau darin liegt die Stärke. Der Kürbis klingt nicht alt und träge, sondern eher wie ein energiegeladener Teenager, der sich weigert, erwachsen zu werden – und das macht dieses Album so verdammt sympathisch.
Helloween - Giants & Monsters
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