Head-Less - Halt Mich

Irgendwann um den Jahrtausendwechsel, als das kleine Erfurter Label Modern Entertainment noch lebte und über seine hauseigene Samplerreihe in unregelmäßigen Abständen talentierten Nachwuchsbands eine Plattform bot, wurde ich auf das ostdeutsche Trio „Head-Less“ aufmerksam, das dereinst mit „Friendship“ einen netten kleinen Synthpophit lieferte und mich relativ schnell als „Freund“ gewannen - nicht im Sinne einer „Like it or Not“-Facebook-Freundschaft, sondern als treuen Hörer aller weiteren Veröffentlichungen. Während dem ersten Album „Transponder“ noch ein geschickter Brückenschlag zwischen nostalgischer 80er Jahre Elektronik und dem damals als extrem populär geltenden Future-Pop gelang, beschritten die Sachsen fortan härtere elektronische Wege - getreu der Textzeile „ein guter Begleiter…auf all deinen Pfaden“, mit dem mein „immer-noch“ Favorit „Licht im Grau“ wortwörtlich zu glänzen vermochte. Doch nachdem „Rouge et Noire“ diesbezüglich klare Kante zeigte und mit Szenehits wie „Seelensturm“ über die Tanzflächen der Clubs fegte, beruhigte sich das elektronische Gemüt bereits auf dem letzten Album „Imperfect: [mensch]“ merklich. „You“, „Forgive“ oder die Coverversion des Karat-Klassikers „Als ich fortging“ knüpften an die Ursprünge der Bandgeschichte an, wobei das unaufgeregt-melancholische Video zur letztgenannten Ballade zum Dauerbrenner auf Youtube avancierte. Die jüngste Erfolgsformel, ein gesunder Kompromiss zwischen latenter Aggressivität und einprägsamen Melodien, greift auch auf der aktuellen Maxi-CD „Halt mich“, die hoffentlich als Vorbote des noch nicht näher terminierten kommenden Albums gelten darf. Mit Nico Wieditz holte man sich den derzeit angesagtesten Synthpop-Produzenten Deutschlands ins Haus, der mit seinem „MaBose“-Mix die professionell gepresste Single CD (keine CD-R) eröffnet. Modern, fließend elektronisch, aber trotz abgerundeter Ecken und Kanten nicht belanglos, dürfte diese Version - ebenso wie der radiofreundliche „Metronom 127“ Mix - den größten gemeinsamen Nenner in der Hörerschaft abbilden. Eingefleischte Head-Less-Fans, die mit der neuen „Cheesiness“ nichts anfangen können, brauchen jedoch nicht gleich den Kopf zu verlieren (*Megabrüller*): „Rhythmus 130“ lautet in diesem Fall das Rezept gegen Kummer, denn hier wird klanglich ziemlich genau an liebgewonnene Traditionen angeknüpft. Die Liveversionen sind eine nette Dreingabe, vor allem das noch unveröffentlichte „Mein Anfang“ überzeugt mit eingängigen Harmonien. Zum entspannten Ausklang empfiehlt es sich, die Pianoversion vom Titeltrack („Herzschlag 121“) ans Ende der Playlist zu setzen. Während man den reduzierten Klängen lauscht, darf dann gerne auch mal auf die Lyrics geachtet werden. Deutsche Texte polarisieren gemeinhin, häufig genug wird das Attribut übertriebener Kitschigkeit bemüht oder alternierend von verschwurbeltem Hang zur Pseudo-Intellektualität gesprochen. „Halt mich“ bewältigt geschickt den Spagat zwischen beiden Extremen, obgleich das von politisch zweifelhaften Kräften okkupierte „Gutmensch“ auch elegant hätte umschifft werden können. Sei es drum: Mit dieser Single zeigen Head-Less eine neue Seite ihres musikalischen Spektrums, von der wir künftig gerne mehr sehen wollen.

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