Es gibt wieder neuen Synthpop aus Schweden! „III“ heißt das nunmehr 5. Album - nein, natürlich das DRITTE - des skandinavischen Trios Fredrik Sigeback, Tomas Gustafsson und P-O Gustafsson, das unter dem einprägsamen, wenngleich seltsamen Namen „Erotic Elk“ firmiert. Nachdem die beiden Vorgänger beim deutschen Label Major Records veröffentlicht wurden, von dort jedoch keinerlei Promotion, geschweige denn nachhaltige Unterstützung zu erwarten war, entschied man sich im Hause des Elches, den dritten Streich komplett in Eigenregie auf den Markt zu bringen. Erster Vorteil für die Fans: statt einer CD-R, durfte via Bandcamp heuer eine professionell produzierte CD aus dem Presswerk bestellt werden. Apropos „produziert“: Für das Mastering zeichnete kein geringerer als Claus Larsen verantwortlich, der mit Læther Strip bislang eher härteren Electro fabrizierte und dessen Einbindung Befürchtungen nährte, die melodieverliebten Schweden könnten ihren harmonischen Weg zugunsten verstörender, gleichwohl natürlich hochwertiger alternativer Electromucke verlassen. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn auf dem aktuellen Album klingen Erotic Elk ausgewogener denn je. Das angeblich zu 90% aus analogen Synthesizern heraussprudelnde Klangmaterial, ergänzt um vorsichtig platzierte Gitarrensamples, kommt mit einer dermaßen anbiedernden Lässigkeit daher, dass man sich irgendwann tatsächlich einmal ein paar unerwartete Syntheffekte, aggressivere Beats oder allgemeine Tempoverschärfung herbeiwünscht. Von den Electro-EBM-Anleihen des 2. Longplayers „Solitary“ hat man sich merklich entfernt, ist einen Schritt in Richtung des songorientierten Debüts „Design with circuitry“ zurückgegangen und konnte gleichzeitig in puncto professioneller Produktion zulegen. Denn der Gesang, bis dato teils hinter den dominanten Drumsounds verblassend, ist auf „III“ präsenter, variabler und definitiv qualitativ um „III“ (grins) Stufen höher anzusiedeln. Beim Blick auf die Tracklist fällt als Erstes der Titel „Wicked Game“ ins Auge. Dieser entpuppt sich tatsächlich als Coverversion des Chris Isaak-Klassikers und dürfte bei Fans der Originalversion für so manches Stirnrunzeln sorgen. Gesanglich versucht Tomas Gustafsson die Intonation Isaaks zu imitieren, der Backing Track ist eindeutig auf maximale Radiotauglichkeit getrimmt, während die zerbrechliche Stimmung des Originals einer unter dem Strich eher fröhlichen Atmosphäre gewichen ist. Deutlich spannender kommen dagegen die Eigenkompositionen daher, von denen die vorab veröffentlichte Single „What You Give Is What You Get“ als lupenreiner Ohrwurm durchgeht und „Surrender“, „Higher“ sowie „Seal The Moment“ (wer erkennt den VNV Nation-Song im Refrain?) als subjektiv empfehlenswerte Anspieltipps einen ansprechenden Querschnitt des weiteren Soundspektrums abgeben. Im direkten Vergleich mit der hauseigenen Konkurrenz hat „III“ Vor- und Nachteile aufzubieten. Auf der Habenseite steht die starke Produktion, das umfassende Bonusmaterial der CD-Version (5 Remixe, 19 Songs insgesamt), ein schöner Gesang und die gewohnt zuverlässig zündenden Melodien. Nachteilig wirkt sich das bisweilen übertrieben gedrosselte Tempo und das Fehlen eines absoluten Über-Hits aus. Doch das Gesamtpaket ist für alle Freunde des klassisch-schwedischen Synthpops dennoch mehr als nur eine Überlegung wert - vor allem das vollgepackte CD-Angebot, bei Bestellung via Bandcamp inklusive Download-Code für das „Solitary“-Album bietet reichlich Musik fürs Geld.