DSBM ist eine Musikrichtung, an der sich mit Recht die Geister scheiden – auch unter denjenigen, die dem musikalischen Stil gegenüber nicht abgeneigt sind. Ich, für meinen Teil, kann mich im musikalischen Klangspektrum oft wiederfinden und einige meiner absoluten Lieblingsplatten würde ich diesem Genre zuordnen. Jedoch geht es mir oft mit dieser Spielart des Black Metal so, wie es mir mit dem übergeordneten Genre an sich geht: Ich kann viele Bestandteile des Auftretens der beteiligten Bands kaum Ernst nehmen und musikalisch ist es viel zu oft ein Brei unbeeindruckender Gleichartigkeit. Während es beim traditionellen Black Metal vor allem der plakative Satanismus war, den ich lächerlich bis nervig betrachtete, so ist es im DSBM die ad absurdum zur Schau getragene Lebensunlust, die auf mich wie ein schlechter Comic wirkt. Während ich mich wiederfinde in Alben, die mich in die Tiefe reißen und meine Depressionen hörbar machen können, so, wie ich sie in meinem Alltag oft erlebte, die mich ganz nah an mich heran bringen können in Zeiten, in denen sich mein Fühlen von mir entfernt, gibt es da eine Ausrichtung des Stils, die quasi die Looney Tunes Version von Depressivität darstellen. Diese Projekte sind nie 100%, sie sind immer 200% (und ja, ich kann Mathe und schreibe dies mit Absicht). Diese Bands thematisieren nicht Depressionen und Suizidalität, bei diesen Projekten muss man schon mit einem Bungeeseil um den Hals und einem Toaster in der Hand in ein Säurebad hüpfen, während sich die Adern leeren und das Gift wirkt, damit auch wirklich jeder glaubt, dass man nicht gut drauf ist. Und hier finden wir die Band, um die es sich in dieser Kritik dreht:

Happy Days gehören zu denjenigen Bands, die sich für einen vermeintlich augenzwinkernd lustigen Bandnamen entschieden haben. Make a change… kill yourself, I’m in a coffin, Happy Ending… vielleicht ist mein Umgang mit der Thematik ein anderer, vielleicht habe ich auch schon zu viele Personen an Depressionen verloren, aber ich kann mit dem Bandnamen wenig anfangen, zumal er auch noch mit zwei Stricken und einer Rasierklinge verziert wurde. Seit 2004 kracht man um Bandkopf A.Morbid (haha…) herum, erst in Florida verankert, inzwischen in Texas angesiedelt. Das Internet deutet an, dass wir es hier mit dem sechsten Album der Band zu tun haben und da ich inzwischen versuche, auch einen Verriss eher nicht destruktiv zu gestalten, möchte ich zu Protokoll geben: Fast 13 Vor-Veröffentlichungen und 19 Jahre Erfahrung hört man so nicht direkt heraus. Ich hätte da eher ein paar junge, enthusiastische, aber noch nicht zu professionelle High School Kids vor Augen, die die ersten Gehversuche aufnehmen – nichts ist total mies, vieles aber noch sehr einfach gehalten und oft leicht, manchmal stark neben der Spur. Am ehesten geht der Gesang in Ordnung: Das Kreischen ist solide, solange es nicht versucht, hysterisch zu klingen, der weibliche Gesang, vor allem, wenn er nicht zu theatralisch sein will oder versucht, die Töne lange zu halten, durchaus gut und der Klargesang oft ohne schiefe Töne… Oft. Nicht immer. Und wenn es schief geht, dann tut es weh. Die Gitarren lassen sich in vier Ziffern beschreiben: 08/15. Sind sie laut abgemischt, dann erklingen unfassbar einfache Riffs aus dem Amateurbaukasten. Versucht man sich an Soli, dann sollte man es lassen. Vor allem aber das Tremolo Picking lässt mich schmunzeln, denn irgendwie wird dieses immer in den Hintergrund gemischt, so als ob man etwas verbergen möchte. Am Keyboard wird konsequenter Klangteppich präsentiert, immerhin fast immer im Takt, wenn auch manche Passagen etwas verzögert-dissonant klingen, so als ob die Aufnahmen am Keyboard auf Kassette aufgenommen wurden, dann das Tape im sommerheißen Auto gelagert wurde um das Ergebnis schließlich zur restlichen Musik zu addieren. Und dann ist da noch das Drumming, bei dem man wirklich mitfühlen kann, wie dem Herren hinter dem Schlagzeug bei schnelleren Passagen der Überblick verloren geht. Da schleichen sich ein paar Schläge zu viel ein, da verliert man schon einmal den Takt, nur um ihm hektisch hinterherzutrommeln. Würden diese Passagen aber fehlen, ich würde Happy Days unterstellen, dass man einen Drum-Computer rumpeln lässt. Denn ansonsten ist das generische Monotonie ohne Schnörkel.

Und die Lieder? Ja, gut, irgendwie eher Dark Metal, quasi Crematory mit etwas mehr Härte und ähnlichem musikalischen Talent. Manchmal wird ein wenig Cradle of Filth Stimmung angedeutet, bevor sich die Band erinnert, das man traurig und monoton rumpeln wollte. Die Produktion ist mau, vor allem die Inkonsequenz bei der Lautstärke der Gitarren ist frappierend. Man kann alles hören, aber es fehlt der Druck, es mangelt an Akzenten. Happy Days klingen nicht nach fast zwei Dekaden Bestehen, sondern nach einer Rumpel-Session in Papas Garage. Und die Melodien sind so generisch wie 70% der Ware, die das Genre hervorbringt. Zu keinem Zeitpunkt bin ich berührt. Da bewegt sich gar nichts in mir, außer dem Wunsch, etwas anderes hören zu dürfen. Und das werde ich jetzt auch.


Happy Days - En enfer, j'ai régné

31.01.2023 / Talheim Records


https://happydaysofficial.bandcamp.com/album/en-enfer-jai-r-gn


  1. Ils flottent tous en bas 
  2. J'y étais
  3. Hollow
  4. Je sais ce que j'ai vu
  5. Ne me quitte pas (Don't Go)
  6. Non Ducor, Duco
  7. Mon cadeau au monde  
  8. Mors Vincit Omnia
  9. Forgive Me 
  10. En enfer, j'ai régné
  11. Life goes on...