Vor 10 Jahren im Süden Englands, im wunderschönen Brighton, trafen zwei Musiker zusammen: Tiffany Ström, Bassistin und Sängerin sowie Syd Scarlet, der sich um die Gitarrenarbeit und das Songwriting kümmern würde, formten Fvnerals und damit Musik, die so gar nicht zum beschwingten Entstehungsort passen will. Pechschwarze Sounds, irgendwo in düsteren Abgründen aus dumpf produziertem Doomsound und ufer- und haltlosen Drones ist die Musik des Duos ein finsteres Moloch, fern jeglicher Lebenslust. Und auf ihrem dritten Album hinterlassen sie nichts als Leere und ein Un-Gefühl. ‚Let the earth be silent‘.

Ich kenne die bisherigen Werke der Band nicht, ein Vergleich oder eine Beschreibung der Entwicklung wird also ausbleiben. Jedoch konnte ich überraschend viel mit dem Gehörten anfangen, obschon diese Stil weit weg ist von meinen Hörgewohnheiten. Ich bevorzuge rhythmisch-melodische Gleichförmigkeit, klare Strukturen und Melodien und bin damit eigentlich Fehl am Platz. Denn Fvnerals ist ganz und gar Stimmung. Zwar sind die 40 Minuten des Albums in Titel unterteilt, aber es sind eher Abschnitte auf einem Pfad in die Dunkelheit. Tonnenschwere Riffs, in Zeitlupe gespielt, seltene und meist verhallte Gesänge oder Flüstern, langsames, aber wuchtiges Drumming – die Zutaten sind ganz gewöhnlich für das Genre und mir wird es nicht gelingen, genau zu erklären, warum mir Fvnerals besser gefällt als manch anderer Vertreter dieser Spielart. Aber „Annihilation“ zum Beispiel ist so wirkungsvoll darin, eine ziellose Unruhe zu erzeugen, ohne dabei Terror zu verbreiten – immer intensiver, immer lauter werden die Drones, die Drums wirken bedrohlich und das geisterhafte Flüstern tut sein Übriges.

Sicherlich hat meine Begeisterung viel mit meiner aktuellen Stimmung zu tun – diese Art von Musik kann nur wirken, wenn man offen ist für solch schwarze Schwärze (und ich bin mir nicht sicher, ob es gut ist, offen hierfür zu sein). Ganz besonders loben muss man hierbei aber auch die Person, die an den Reglern saß. Es passiert nicht oft, dass mich die Produktion so bewusst beeindruckt, aber wow, hier wurde wirklich tolle Arbeit geleistet. Jedem einzelnen Teil wurde zu jedem Zeitpunkt genau die richtige Aufmerksamkeit zugestanden, die Drones werden dadurch zu einem wabernden Nervenkitzel, der aber immer genug Raum gibt, andere Einzelelemente fantastisch hörbar herauszuarbeiten. Die Riffs fräsen sich in die Knochen. Die Drums verursachen bei aller Gemächlichkeit Herzrasen. Ein wirkliches Fest. Wer also der wärmer werdenden Jahreszeit und dem Sonnenschein einen musikalischen Stinkefinger zeigen möchte, der sollte Funerals unbedingt "genießen".


Fvnerals - Let the earth be silent

03.02.2023 / prophecy productions


https://fvnerals.bandcamp.com/album/let-the-earth-be-silent


  1. Ashen Era
  2. Descent
  3.  For Horror Eats The Light
  4.  Annihilation
  5. Rite
  6. Yearning
  7. Barren