Ja wunderbar – ich liebe Überraschungen. Vor dem ersten Kontakt hatte ich keinerlei Informationen eingeholt über die Briten Gospelheim und genoss ihr Debüt so, wie ich es früher tat: Nur mit dem Eindruck, den das Coverartwork bei mir hinterlassen hatte. Ich war also irgendwie auf technisch versierten, vielleicht leicht progressiv kalten Black/Death Metal eingestellt, anspruchsvoll und nicht allzu leicht zugänglich. 

Und…: Vollkommen falsch. Gut so! Denn auch wenn mein Wohlwollen nicht in Euphorie ausarten kann und wird, ist ‚Ritual & Repitition‘ ein erfreuliches Erlebnis. Das Quartett aus Manchester vermengen haufenweise kleine Stil-Fragmente in ihrem Sound, grundsätzlich liegt man aber mit der Beschreibung Dark/Gothic Metal nicht zu falsch. Besonders fein ist dabei, dass die Musik und der Sound irgendwie aus der Zeit gefallen sind: Man besinnt sich auf einen sehr rockigen, unaufgesetzten Sound, der genausogut in den 90ern hätte erscheinen können. Hinzu kommen einige Einflüsse aus doomigeren Gefilden der 80er und psychedelischen Prog-Rock Tagen der 70er. Manchmal wird es nahezu bluesig und die Band scheint freudig zu jammen. 

Der Sound ist in meinen Ohren insbesondere bei den Gitarren eher dünn abgemischt – da könnte ich mir etwas mehr Volumen gut vorstellen. Die Drums, die zum Teil auch in feine Blastorgien verfallen, ohne auf den Senkel zu gehen, fallen dadurch aber umso positiver auf. Und gesanglich können Gospelheim zwar keine Blumentöpfe einheimsen, jedoch imponiert mir der Mut, so herrlich normal zu singen – insbesondere, wenn es um den weiblichen Gesang geht. Hier wirkt nichts gestellt. Es wird halt gesungen, weil man eben bei solcher Musik singt – ich höre aber nicht die geborenen Rampensäue, die sich mit ihrem Organ profilieren wollen. Vielleicht wissen die vier Musiker noch nicht so ganz, wo es genau hingehen soll, wechseln die Stimmungen und Stile im Albumverlauf doch stark und ich kann mir vorstellen, dass man auf dem zweiten Album klarere Linien zeichnen wird. ‚Ritual & Repetition‘ ist eine nette Erfahrung, ohne wirkliche Höhepunkte, als Gesamtwerk gut zu genießen. 

Reinhören kann man gut in den Opener oder in „Into smithereens“ – die habe ich mir zumindest notiert. Und so verbleibe ich wohlwollend, aber nicht begeistert. Gospelheim gefielen mir mehr als Idee, einige alte Stile zu einer neuen, unaufgeregten Mischung zusammenzuwerfen. Das Endergebnis werde ich vermutlich bald vergessen haben, aber vielleicht ist das auch in Ordnung. 

Gospelheim - Rituals & Repetition
21.10.2022 / prophecy production
https://gospelheim.bandcamp.com/album/ritual-repetition
01. Hope springs infernal
02. Satan blues
03. Lux ephemera
04. Praise be
05. Into smithereens
06. Voyeuristic schism
07. Valles marineris
08. The hall of the unconsumed