In den meisten Fällen gefallen mir ja Albencover aus dem Hause Prophecy Productions ausgesprochen, dann und wann sogar besser als die musikalischen Inhalte. Doch dieses Mal verhält es sich genau anders herum: Das Debüt von Cavernous Gate hat in meinen Augen weder ein besonders gelungenes Bandlogo, vor allem in Kombination mit der nicht gut korrespondierenden Schriftart im Albumtitel, noch ein interessantes Bild zu bieten. Das sieht nach einem von hunderten Amateurcovern aus dem Bereich Black Metal oder Dungeon Synth aus – irgendein Bild einer Burg, n bisschen Mystik, wenig Farben und ein Titel drüber, fertig is der Lack. 

Doch ‚Voices from a fathomless realm‘ kann etwas mehr bieten, als die Optik verspricht. Wer sich im Prophecy Kosmos auskennt, der wird Sebastian „Alsvartr“ Körkemeier sicherlich schon einmal wahrgenommen haben: Seit Bandgründung 2001 zimmert er bei Helrunar an den Drums und spielt Live bei Sun of the sleepless oder The vision bleak. Nun also sein erster Versuch, solo eigene Akzente zu setzen und doch musikalisch gar nicht so weit weg zu arbeiten. Cavernous Gate steht auf dem vorliegenden Album für Doom/Death Metal, mehrheitlich gemächlich voranschreitend und mit viel Zeit für atmosphärische Parts, ruhigere Momente (inklusive Klargesangs) und eine etwas märchenhafte Stimmung, die mich an das Debüt der Labelkollegen Arð erinnert. Durch die komplexen Melodiewechsel und die langsame Umsetzung verschwimmt die Grenze in meinen Ohren zwischen Musik und Hörspiel, sodass ich nach Abschluss eines Songs nicht immer sagen kann, was genau ich da gehört habe und auch keine Melodien entsinnen kann, der Gesamteindruck ist aber dennoch ein positiver. Eine ganze Stunde dauert dieses Opus an und ich gestehe, dass mich Körkemeier mehr abholt als zum Beispiel die benannten Projekte, bei denen er sich eigentlich beteiligt. Einzig der Hang dazu, an der Gitarre im Stile der 80er Solos einzubauen, ob es nun passt oder nicht, stören mich, aber das ist zu verschmerzen. 

Der Sound ist in meinen Ohren ausgesprochen gelungen: Gerade bei den Keyboards zeigt sich, dass man hier viel Mühe investierte (oder ein glückliches Händchen bewies), denn sie sind meistens nicht in den Vordergrund gemischt, nur um in wenigen Momenten wie zu Minute 2 bei Conjuration ganz präsent zu sein. Gitarren und Drums sind eher deathmetallig abgemischt, also schön tief und zum Teil dumpf und sowohl Klargesang als auch Growls sind zweckdienlich und gehen voll in Ordnung. Aufgrund der Art und Weise, mit der Cavernous Gate Musik gestalten, fällt es mir schwer, ein spezielles Lied zu empfehlen – in meinen Ohren sind alle (bis auf Intro und Outro) gleich gut oder schlecht für einen Probelauf geeignet und ‚Voices from a fathomless realm‘ ist erst im Gesamtdurchlauf richtig stark. Deswegen verbleibe ich am Ende mit einer vorsichtigen Reinhörempfehlung für all diejenigen, die viel Zeit haben, Freude an Doom/Death Metal haben und nicht erwarten, viel Neues zu hören zu bekommen. Cavernous Gate - Voices from a fathomless realm

14.10.2022 / prophecy productions
https://cavernousgate.bandcamp.com/album/voices-from-a-fathomless-realm 
01. That night... (Intro)
02. Old graves stir
03. Through the morass
04. Conjuration
05. A world in shade
06. Watcher of the vast
07. The artefact
08. The turning veil
09. Skeleton path (Outro)