The Geometry of Tempest, das nunmehr fünfte Album der Golden Apes hat meinen CD-Spieler geentert und wird ihn so schnell nicht mehr verlassen ! Wer die Band bisher mochte, darf gerne an dieser Stelle aufhören zu lesen und die CD direkt kaufen, denn die Golden Apes verfolgen konsequent ihren eigenen Weg und haben es geschafft, eine zeitlos schöne Atmosphäre wie auf dem Vorgängeralbum "Structures [the inner scars]" zu schaffen und dieser Mixtur ein paar interessante Neuerungen beizumischen. "Structures" erschien 2004 und wurde wie seine Vorgänger in Eigenregie vertrieben. Die Platte zeichnete sich durch eine sehr eingängige und zerbrechliche Melodik aus, melancholisch und in sich stimmig. Deswegen war ich umso mehr gespannt, wie die neueste Erscheinung aus Berlin klingen würde und ob sie meine hohen Erwartungen erfüllen würde. Erschienen ist das Album bei Shadowplay Records, endlich haben die Golden Apes einen Vertrag unterzeichnen können. Vom ersten Ton an weiß man, daß man eine CD der Golden Apes hört. Die Band hat es geschafft, in Zeiten, in denen viele GothRock Bands vor allem durch erschreckende Ähnlichkeit und immergleiche Songstrukturen glänzen, ihre ganz eigenen Pfade zu beschreiten. Besonders markant ist natürlich der Gesang von Peer Lebrecht, der mit seiner wunderbar traurigen und verträumten Stimme den Texten Leben einhaucht und den Hörer in seinen Bann zieht. Die Texte selber könnten ganze Bücher füllen. Durchweg auf Englisch gehalten sind sie kleine Juwele, mit denen man sich stundenlang beschäftigen kann und möchte, um sie zu entschlüsseln und über sie zu grübeln. Hier gibt es keine Kaufhausphilosophien sondern gut durchdachte, aufwendige Lyrics. Aber auch musikalisch haben die Golden Apes einiges zu bieten, denn Sänger Peer wird durch eine wunderbare Mischung ergänzt, bestehend aus unverkennbaren Keyboardlinien (Sven Wolff), einem beschwingenden Bass (Christian Lebrecht), einem zurückhaltenden, sehr passend eingesetzten Schlagzeugspiel (Nestor de Valley) und Gitarrenverläufen (Eric Bahrs) die immer wieder begeistern. Ich bin beeindruckt, dass es diese Band schafft, so zerbrechliche Melodien zu komponieren, obwohl vor allen in den Refrains fast schon fette Gitarren zum Einsatz kommen. So ist der Hörer immer wieder gebannt, verfolgt die sanfte Melodieführung innerhalb der Strophen um im nächsten Moment vom Einsatz der harten Gitarre mitgerissen zu werden. Dabei wirkt diese Mischung nicht unpassend – die Gitarren fügen sich harmonisch in die Songstrukturen ein, sind einfach Teil dieser Musik. Was unterscheidet „The Geometry of Tempest“ nun aber von seinem direkten Vorgänger ? Ich gebe zu, dass ich beim ersten Hördurchlauf einfach nur gefangen war von der schönen Atmosphäre und zunächst nicht die neue Arbeitsweise erkannte. Aber beim genaueren Hinhören merkt man schnell, dass die Lieder anders entstanden sind und die Platte weit weniger eingängig ist als „Structures“. So standen diesmal die Texte am Anfang des ganzen Entstehungsprozesses, um die dann die Musik geschrieben wurde. Auf der Homepage wird die wirklich interessante Methode genauer beschrieben und ist wirklich interessant und lesenswert, wie auch der Rest der schön gestalteten Seite. Das Resultat sind immer wieder überraschende Wendungen und Melodien, sind doch die meisten GothRock Veröffentlichungen stromlinienförmig und recht vorhersehbar. Zu Anfang von „Blind-Eyed Boy“ hört man ein Keyboardintro, das in die Hauptmelodie übergeht und nach und nach steigen die einzelnen Instrumente ein. Ein gelungener Auftakt, wobei die Gesangslinien gegen Ende des Songs doch etwas lang gezogen sind und das Lied damit eher das schwächste des Albums ist. Aber es geht steil bergauf, „Ferryman“ wartet mit spannenden Stimmungswechseln zwischen den Strophen und dem Refrain auf, die aufhorchen lassen aber immer stimmig erscheinen. Außerdem zeigt Peer Lebrecht hier, wozu er fähig ist. Toller Gesang ! Die Aufbruchstimmung des Textes wird in „Leaving Ground“ auch instrumental sehr schön umgesetzt, besonders der Schlagzeugeinsatz ist einfach passend. „Satin Garden“ ist für mich eines der großen musikalischen Highlights und ein unbedingter Anspieltipp – die Melodie erzeugt eine romantische Stimmung, die ein wenig an „Hippie“-Zeiten erinnert, was vor allem in der zweiten Hälfte mit einem verträumten Gitarrensolo unterstrichen wird. Mit „The Scene of Things“ folgt ein rockiges Stück mit zum Teil leicht schiefen Gitarrenläufen, dass sich erst nach einigen Durchläufen erschließen wird. „Tempest“, den ich als zweiten Anspieltipp angebe, ist das Lied auf dem Album, dem ich absolutes Tanzflächenpotenzial attestiere (wobei ich bezweifle, dass die Band so etwas anstrebt). Zu den mitreißenden Refraineinsätzen muß man sich unweigerlich bewegen, passend dazu auch die Lyriks „And I call the tempest..“ („Und ich rufe den Sturm…“). Nach diesem mitreißenden Gewitter heißt es „Coming Home“ und den Hörer erwartet der ruhigste Song des Albums mit sehr weicher Melodieführung. „Maria (A Face of History)“ ist eine dramatische Liebesgeschichte, die sehr rockig klingt und mir vor allem durch den leicht jauchzenden Gesang zu Anfang des Songs auffiel. Es folgt „Water’s End“ ein klasse Song, dessen Refrain kurz aufhorchen lässt, da er ein klein wenig an „Hymn“ von Ultravox erinnert und mein dritter Anspieltipp sein soll. Klasse. „The Dreamers“ hat mich auch an einen Song erinnert, diesmal von den Golden Apes selber und der sich auf dem letzten Album „Structures“ befand : Wie auch „Lightyears“ kann man „The Dreamers“ immer wieder und gerne hören, die Wechsel zwischen ruhigen und ‚krachigeren’ Part fallen wieder sehr positiv auf. Und schließlich ist es „Lucid Birth“, das das Album musikalisch und auch tatsächlich beschließt und den gebannten Hörer zur Ruhe kommen lässt. Aber nicht lange, denn dieses Album will man wieder hören !