Viele Erfolge, auch in der schwarzen Subkultur, basieren ja mittlerweile auf überaus genialem Marketing. Aus diesem Winkel der Betrachtung ist Schein & Sein eben jener Szene ein amüsantes, satirisches Spiel über Täuschungen, Spekulationen & gnadenlose Liebe. Das Leben ist viel zu kurz, um ehrlich zu sein & dürstet stets nach märchenhaften Interpretationen. Oswald Henke indes gelingt der Spagat. Schonungslos ätzende Offenheit & ebenso die geisterhafte Sensibilität eines hochpoetischen Märchenerzählers. Im April 2004 verkörperte er letzteren auf den Bühnen der Schattendenken-Musiktheather-Tour, in einer tristen grauen Zelle. Die nächtlichen Traumreisen zu Engeln, weißen Wölfen, stolzen Adlern & dem schwarzen Schwan brachte er hier tagsüber zu Papier um den Menschen da draußen Träume & Illusionen zu schenken. Die Planung & multimediale Realisierung einer DVD zu diesem Stück geht nun schon ins 2te Jahr. Neben dem Erben-Ensemble wurden weitere Akteure gecastet & an Marketing kein unnötiger Gedanke verschwendet. Als Vorgeschmack auf’s Kommende & Reminiszenz ans Vergangene kam nun parallel zur 2006er Mini-Europa-Tour eine nicht Norm-CD-Regal kompatible Kunstlederhülle nebst Prägung in bescheidener 500er Auflage auf den Markt. Der graue ökopapierne Einlieger enthält noch nicht einmal die Trackliste. Auch die beiliegende Fotopostkarte von Jan Buschke verrät trotz thematischer Nähe nichts über den Inhalt des Silberlings auf der anderen Innenseite jener Hülle. Lassen wir uns überraschen… „Tage des Wassers" ist jenes wundervolle Märchen vom unabdingbaren Abschied & ewigem Neuanfang. An sich nichts Neues aus der grauen Zelle, wurde es doch schon letztes Jahr auf der „Dazwischen“ veröffentlicht & ähnelt es doch ebenso den Soundtüfteleien der „Nichts bleibt wie es war“. Neu hingegen sind die 2 Videoclips (inkl. dem „Prolog zu einem Märchen“) für all jene die sie nicht an 10 ausverkauften Abenden auf der Großbildleinwand bestaunen konnten. Wibke Murke versetzte die Handlung der träumerischen Kopfgeburt in dermaßen zuckersüße Kinderbuch-Stricheleien, welche definitiv selbst ein Herz aus Stein erweichen könnten. Erstmals auf einem Tonträger nun auch die experimentelle „Ouvertüre“ & das beinahe industrial-like-haftige „Müde“. Nicht müde geworden ist man jedoch der „Kopfstimme“, diese siegt im Stück ja stets über den Verstand & jener ist den Erben auch nicht abhanden gekommen als sie den Berliner Philipp „FIL“ Groth (Qntal, In Extremo) mit einem Remix hiervon beauftragten. Er seziert den inneren Kampf mittels feinster Electronic & unterstreicht die gegensätzlichen Pole mit stampfenden Akzenten. Nichts gegen die gewohnten Fertigkeiten von Mindy Kumbalek, aber der FIL-Mix sorgt hier letzten Endes für Glanz in den Augen & zucken auf dem Dancefloor. Und wenn all die hier genannten Protagonisten nicht gestorben sind – erscheint die DVD noch in diesem Jahr.