Nach zwei Jahren meldet sich das australische EBM Projekt "Angel Theory" mit "Re-possession" zurück. Die Idee hinter dem Projekt von Charles Fenech ist es, die Atmosphäre von Filmmusik mit dem kühlen, harten Klang von EBM zu vereinen. Sehr gespannt war ich schon darauf, wie dieses Projekt aus "Down Under" klingen würde, war mir bisher keine EBM Band aus diesem Land bekannt. Beim ersten Durchlauf der Platte war ich sogleich ein wenig enttäuscht, denn der Sound von "Angel Theory" unterscheidet sich nicht vom europäischen EBM. Doch ich wollte mich nicht einfach nur auf den ersten Eindruck stützen, also habe ich die Platte mehrmals gehört. Unüberhörbar bleiben die Wurzeln aus dem EBM Anfang der 90er, wie die harten monotonen Beats, die einfachen eingängigen Melodie, die verzerrten Vocals, die dahingehend vermischt werden, als dass sie den Hörer nahezu durchgängig in ihren Bann ziehen können. Denn erst wenn man dem neuen Werk des Australiers die Zeit gibt sich zu entfalten, indem man es mehrmals hört, findet man heraus, was dahinter steckt. Das Album legt einen hervorragenden Start mit "Breathe" hin. Lang anhaltende Akkorde, ein langsamer, eintöniger Beat, eine dezent gehaltene Melodie, die jeweils nur kurz angespielt wird. Der Vocoder kommt nicht zum Einsatz, womit es auch im Bereich der Vocals doch zur notwendigen Abwechslung kommt. Mit "I feel disease" kommt dann auch gleich der erste Clubhit - meiner Meinung nach: Harte, schnelle Beats und verzerrte Vocals bestimmen den Track, der Refrain wird durch eine eingängige, einfache Melodie unterstrichen. Es kommen Erinnerungen an alte Veröffentlichungen von Suicide Commando auf, ohne "Angel Theory" in diesem Falle als plumpen Klon darzustellen. Wem bei "No frequency" der Track bekannt vorkommt, liegt es daran, dass es sich um den gleichnamigen Track von Terrorfakt aus dem Album "Cold Steel World" handelt. Anstatt ein Cover daraus zu machen, wurde das Stück mit Vocals angereichert, die sich tatsächlich sehr gut zu dem Stück einreihen können und ihm dadurch auch die persönliche Note von Angel Theory gegeben wird. Dem Titeltrack "Re-possession" gelingt es auch, eine soundtrackartige Atmosphäre aufzubauen, in dem der Beat in dem Hintergrund gelangt, Sprachsamples aus der Sciencefiction Serie "Space 1999" (in Deutschland bekannt unter dem Titel "Mondbasis Alpha") verwendet werden, die Akkorde im Vordergrund stehen und die Vocals nur eine untergeordnete Rolle spielen. Insgesamt bietet das Album über 50 Minuten eine gute Mischung zwischen tanzbaren und eher ruhigeren Tracks. Vor allem letztgenannten gelingt es, dem Ziel des Projekts, Filmmusik mit Electronic zu verbinden sehr nahe zu kommen. Ich lege diese Platte all denjenigen ans Herz, die sich einfach mal wieder auf eine gute EBM Platte im Stile der Veröffentlichungen Anfang der 90er sehnen, aber nicht nur ihre Klassiker auflegen möchten. Natürlich ist meine Erwartung auch zu hoch gesteckt gewesen, dass ein australisches Projekt einfach anders klingen soll, denn letzten Endes ist mir nach langem Überlegen nicht eingefallen, was Herr Fenech typisches aus seinem Kontinent hätte einbauen können.